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Siedlungen gilt: der Rundling. Dieser hat seinen Namen von der Gestaltung des Dorfplatzes, der in Radebeul seit alter Zeit den Namen „der Kreis“ führt. Von ihm aus verbreiten sich fächerförmig die Gehöfte mit den dahinterliegenden Gärten. Ein Rundling kann auch die älteste Form des Dorfes Kaditz gewesen sein; der Dorfteich hat hier die gemeinsame Sammelstelle für die Abfallwässer der Gehöfte und zugleich den Ortsmittelpunkt gebildet.

Wenige hundert Schritt von Kaditz liegt einsam und verborgen in der alten Elbrinne ein tiefes Gewässer, „die Burg“ genannt. Sagen umschweben die Stätte: vor Zeiten soll hier „ein tiefes Schloß“ gestanden haben, alljährlich soll das Gewässer ein Opfer fordern. Man hat diese Sagen in Verbindung gebracht mit Befestigungen aus vorgeschichtlicher Zeit. Eine Umwallung der ältesten Zeit, ein sorbischer „Grod“[1], soll hier bestanden haben. In der ältesten Zeit trennte man mehr als später Siedlung und Verteidigung, man überlies bei feindlichem Einfall die Hütten ihrem Schicksal und flüchtete in bestimmte, sorgfältig vorbereitete Orte. Eine solche Befestigung kann auch hier bestanden haben. Die „Burg“ ist ein aushaltendes Wasser, das wie die Lache am Dorf mit dem Elbspiegel steigt und fällt. Genannt wird die Örtlichkeit wiederholt im 18. Jahrhundert, z. B. 1750 wird nahe der „Burg“ die Spur eines Vermißten entdeckt, der nachts darin umgekommen ist, und auch auf Karten aus dieser Zeit erscheint die Örtlichkeit als „die Burg“[2]. Als Zufluchtsstätte, als Ort zum Verbergen kann sie wohl gedient haben, von den Spuren aber, durch welche sich sonst die Burgen altsorbischer Zeit auszeichnen, dem Abfall von Scherben und Tierknochen, wie ihn z. B. der Burgwall bei Niederwartha jenseits der Elbe so reichlich zeigt, findet sich hier nichts. Stärkeren natürlichen Schutz boten wohl auch in Zeiten der Gefahr die Inseln und Buschheger der Elbe; auf diesen „Werdern“, die noch in später Zeit eine Freistatt für das Wild waren, konnten die Menschen der Vorzeit sich bergen, wenn sie es nicht vorzogen, bei feindlichem Einfall sich in die nahen Wälder zu flüchten.


  1. Jentsch, Fragebogen Kaditz, will die in der Nähe liegenden „Grohberge“ als Beleg dafür anführen. Indessen ist die Ableitung dieses Flurnamens von „Krähenbergen“ (Handelsb. P. A. 1606: der Crawbergk usw.) wahrscheinlicher.
  2. Kb. K. 1750. Berggolds Karten zum Campement bei Übigau 17S3.