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Welche Folgen dies hatte, zeigte sich alsbald in der Bewertung der Güter. 1804 wird ein Erbvergleich über ein Kaditzer Hufengut, das 1778 mit 1400 Gulden erkauft worden war, abgeschlossen, wobei es ausdrücklich heißt: „welches gegenwärtig wohl mehr wert sein dürfte.“

Das 19. Jahrhundert ist ein fast ununterbrochenes Fortschreiten in der Landwirtschaft. In der Mitte der dreißiger Jahre läßt man selbst den alten Flurzwang fallen. Wohl wird der Versuch gemacht, durch Bestimmungen in den Kaufverträgen die alte gemeinsame Bewirtschaftung aufrecht zu erhalten[1], doch bleibt es bei den Versuchen, und nur die Versagung der obrigkeitlichen Genehmigung hält an vielen Orten die alten Güter selbst zusammen. In Kaditz ist es zu Güterzerschlagungen wie in Mickten nur in geringstem Maße gekommen, die Flur erhielt sich im wesentlichen im alten Zustand, aber jeder Bauer säte und wirtschaftete fortan selbständig.

Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwindet zu Kaditz der deutsche Pflug, er wird durch den böhmischen abgelöst. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Weizen noch mit der Sichel „geschnitten“. Das „Schneiden“ des Korns hatte man schon vorher fallen lassen und es mit der Sense gehauen, aber sorgfältig hielt man noch für den Weizen an der alten Weise der gezahnten Sicheln fest[2]. Der Getreidebau selbst erlangte einen außerordentlichen Aufschwung, daneben wandte man sich mit entschiedenem Erfolg dem Gartenbau zu.

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten die östlichen Dörfer der Kirchfahrt einen großen Vorsprung in der leichten Beschaffung des Felddüngers gehabt. Längst hatte jede alte Ackerbürgerschaft


  1. Handelsb. P.A. 1833, Bl. 86: Käufer verspricht ...... den gehörigen Feldwechsel mitzuhalten, daß dadurch die Gemeindehutung nicht gestört wird.
  2. Die Sicheln waren groß und gezahnt. Leicht war es nicht, den Weizen rasch und gut zu schneiden, ebensowenig wie die alte Bewirtschaftung für langsame Hände eingerichtet war. Das geschnittene Getreide wurde in Klöden gelegt; wenn es nach einigen Tagen zu Garben gebunden wurde, war es stets ein Wettkampf zwischen den Mägden, welche die Klöden zusammenrafften und auf das Strohseil legten, und dem Knecht, welcher als Knebler folgte. Gelang es dem Knebler, ein Strohband, ehe eine Garbe darauf gelegt war, zu fassen, so mußte ihm ein Geschenk gegeben werden. Als 1867 ein sehr nasser Sommer war, verließ man das Legen in Klöden und stellte das Getreide alsbald in Puppen zusammen.