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Dörfern, selbst in Mickten und Übigau, Handwerksleute der verschiedensten Art, zu Kaditz konnte kaum ein Hausgenosse Fuß fassen. Als 1844 ein Schneider sich niederlassen wollte, erlangte er die Konzession nicht, weil der Gemeinderat das hierzu nötige Gutachten nicht erstattete. 1849 befanden sich zu Kaditz außer der landwirtschaftlichen Bevölkerung, außer den mehr oder weniger hierzu gehörigen Schmieden, Böttchern, Maurern und Zimmerleuten und außer den Geistlichen und dem Lehrer nur ein Korbmacher, zwei Näherinnen und zwei Schuhmacher[1]. Die Schuhmacher fanden ihren Hauptabsatz bei den Fischern und Schiffern, die Kaditz zeitweise aufsuchten.

Zum Teil rührte diese Geschlossenheit des Dorfs von der Lage des Orts her, die im 19. Jahrhundert noch stiller wurde. Die alte Meißner Poststraße, welche durch die Flur Kaditz führte, wurde infolge der Elbüberschwemmungen zu Ende des 18. Jahrhunderts nördlich in die Heide jenseits der Seewiesen gelegt, es entstand die heutige Leipzig-Dresdner Straße. Kaditz büßte, da die alte Straße das Dorf selbst unberührt gelassen hatte, dabei wenig ein, nur seine Lage wurde noch abgeschlossener. Der Gasthof zu Serkowitz verlor indessen völlig seine Bedeutung und wurde ein einfaches Dorfwirtshaus.

Gegenüber den Erinnerungen, welche die Kriegsjahre 1806 bis 1815 zurückließen, treten die Eindrücke der jüngeren Kriegsläufte zurück. 1849, während die Straßenkämpfe in Dresden tobten, ging in Kaditz ruhig der Pflug über die Felder, 1866 kam es nur zu Anfang zu einer merkwürdigen Begebenheit. Am 21. Juni ward eine Munitionskolonne mit 168 Mann und 152 Pferden vom Rheinischen Feldartillerieregiment Nr. 8 in Kaditz einquartiert. Die Pferde der Kolonne waren in schlechtem Zustand, und es verbreitete sich das Gerücht, der Kommandant wolle sich mit neuen Pferden aus den Kaditzer Höfen versehen. Da nahmen die jungen Bauernsöhne und Knechte die eignen Pferde aus den Ställen, fuhren damit in Eile hinaus nach Dippelsdorf, wo einige Knechte zu Hause waren, und biwakierten mit den Pferden im Friedewald. Das Dorf Dippelsdorf war völlig mit Menschen und Pferden gefüllt, da auch andere Dörfer die Pferde hinauf geflüchtet hatten. Als die preußische


  1. Archiv des Statistischen Landesamts, No. 1263. Kaditz.