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wurden in den letzten Jahren seiner Amtsführung benutzt: Feddersens Leben Jesu für Kinder, Salzmanns moralisches Elementarbuch u. a.  Als Fragebuch war benutzt worden: Schützens große Ordnung des Heils und Höfers Himmelsweg. Von letzterem Buche sagt der Nachfolger und Schwiegersohn Bruchholdts, Johann Gottfried Ziller: „Scheint zum großen Glück aus der Mode zu kommen und ist nur noch als ein Erbstück von den Eltern den Kindern aufs Gewissen gebunden. Der eigentliche erbauliche Titel von diesem Buche ist: „Kurzer und richtiger Himmelsweg, das ist, wie ein Kind in 24 Stunden lernen kann, wie es der Höllen entgehen und selig werden soll[1].“

Der Zustand der Schule, wie wir ihn zu Ende des 18. Jahrhunderts finden, war ein bescheidener. In die große Schulstube ragte der Backofen hinein, für die Dorfjugend eine willkommene Sitz- und Spielgelegenheit bietend. Der Schulbesuch war noch mehr oder weniger in das Belieben der Eltern gestellt. Erst 1805 wurde die Schulpflicht in Sachsen allgemein eingeführt. Wie wenig Verständnis auch dort, wo man sich in der Kirchfahrt der Notwendigkeit eines Schulbesuchs nicht verschloß, den Aufgaben der Schule entgegengebracht wurde, zeigt der Zulauf, welchen seit 1792 die nachgelassene Witwe eines Schneiders zu Serkowitz hatte. „Sie erteilt Unterricht im Lesen, Schreiben und Religion oder wie sie sich über letzteres ausdrückt, im Beten“, schreibt 1794 der Kantor Ziller[2]. Von den sogenannten Realien, den naturkundlichen Fächern, waren auch in der Kirchschule kaum die notdürftigsten Anfänge zu spüren. Als Inventar der Schule der gesamten Kirchfahrt waren 1797 vorhanden: 2 Schultafeln, 2 Tische und 10 Schulbänke.

Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts trat in diesen Zuständen ein Wandel ein. Ziller, der als Nachfolger Bruchholdts seit 1792 im Amte war, hat diese Zeit, die für manchen Lehrer zugleich eine Zeit des Kampfes wurde, mit allerhand Wechselfällen durchlebt. Seine Amtsdauer von 1792 bis 1831 ist die Zeit des Überganges, unter ihm vollzog sich der Umschwung in den Verhältnissen der Dorfschule. Die Aufgaben und die Stellung des Lehrers erfuhren eine völlige Umwälzung, wie diese nach allen Seiten bis in die Rügetage der Gemeinden hinein Wellen schlug, davon zeugen noch heute die im Pfarrarchiv befindlichen „Acta über den zu Kaditz geführten Schulprozeß[3]“.


  1. Pfarr. A. K., S, no. 7.
  2. Ebendort.
  3. Pfarr. A. K., S, no. 13.