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Großer erhielt 1696 einen Substitut in Augustin Rose, der 1701 mit abbrannte. Die Schule zu Kaditz, die im 17. Jahrhundert verheißungsvoll aufgeblüht war, erlitt im 18. Jahrhundert einen Rückschlag. Unter Rose, der 1722 starb und unter Christian Pinkert, der in seiner Todesnachricht vom 16. September 1730 als wohlverdienter frommer Schulmeister und Organist gerühmt wird, hatte die Entwicklung guten Fortgang genommen; als aber im Jahre 1730 der Magister Johann Theodor Thomä das Schulamt zu Kaditz übernahm, trat ein Umschwung ein. Thomä geriet sofort in Schwierigkeiten mit dem Pfarrer Vulturius, und zwar lag die Schuld hieran offensichtlich auf seiner Seite. Vulturius scheint sich, nachdem er die Schwächen Thomäs erkannt hatte, redlich bemüht zu haben, bessernd einzugreifen, indessen führte dies nur zu Kämpfen, die zum Teil bei Begräbnissen in Gegenwart der Leidtragenden ausgetragen wurden. Thomä vernachlässigte sein Amt, so daß Kirchväter und Richter beim Superintendenten Beschwerdeschriften einreichten. Auf der andern Seite beschwerte sich Thomä beim Prokuraturamt über den Zustand seines Schulhauses. Er ist hiermit wohl im Recht gewesen, denn die Kirchfahrt mußte sich nach einigem Sträuben zu einem Umbau der Schule entschließen[1].

Es scheint, als ob eine Zeitlang ein Sohn des früheren Schulmeisters Pinkert neben Thomä zu Kaditz gewirkt habe. Seine Mutter, die „Schulwitwe Pinkertin“, besaß bis 1761 ein Häuschen nahe der Schule am Dorffrieden. Als sie sich 1761 „wieder zu ihrer Freundschaft nach Tharandt wenden wollte“ (Christian Pinkert war, ehe er nach Kaditz kam, Schulmeister in Tharandt gewesen), verkaufte sie das Haus an Christoph Schöne, behielt sich aber Herberge darin auf Lebenszeit vor[2]. Auf dem Haus ruhte später der Weinreiheschank der Gemeinde.

1745 endigte die Schulmeisterschaft Thomäs, 8 Jahre später starb er. Von 1745 bis 1785 wirkte als Schulmeister und Organist Martin Bruchholdt. Dieser erwarb sich das volle Vertrauen der Gemeinde; er kaufte 1750 teils von der Gemeinde, teils vom Nachbargut ein Stückchen Garten, das er mit der Schule vereinigte. Unter Bruchholdt beschränkte sich die Ausbildung noch auf einfaches Lesen, Schreiben, Rechnen und die kirchlichen Übungen. Als Lehrmittel


  1. Weise, S. 25.
  2. 81. Handelsb. P.A., Bl. 401.