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Der erste Handwerker, der in der geschichtlichen Zeit zu Kaditz saß, war ein Lehrer. Den Lehrern war in der älteren Zeit das Treiben eines Handwerks nicht nur nachgelassen, es war vielfach bei der Kärglichkeit der Amtsbesoldung ein unumgängliches Erfordernis. Allerdings wuchsen dem Lehrer in Kaditz außer den genannten Einnahmen noch andre Bezüge zu. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts hatte er zugleich die Gerichtsbücher des Kirchspiels zu führen[1]. Bei der Visitation zu Kaditz im Jahre 1583 wird berichtet, daß der Kustos „daselbst seinen generum (d.i. Schwiegersohn) mit Weib und Kind bis ins dritte Jahr in der Schreiberei bei sich behalten, das die Gemeine nicht länger will dulden“.

Die Besitzwechsel von Gütern, Feldstücken und Weinbergen in der Kirchfahrt waren nicht selten, so mochte auch die Einnahme für den Schulmeister wechseln; ob sie, wie 1671 angegeben wird, das beste Stück bei der Schulbesoldung gewesen[2], mag dahingestellt bleiben. Kustos war 1583 Christoph Vetters, der 1575[3] und später ausdrücklich „Schulmeister" genannt wird. 1578 wird von ihm berichtet, daß er 19 Jahre im Dienst gewesen und 44 Jahre alt sei[4]. Mit seiner Tätigkeit als Gerichtsschreiber hing es zusammen, daß der Schulmeister zu subhastierende Grundstücke, welche „zu Jedermanns feilem Kauf“ ausgeboten werden sollten, Sonntags an der Kirche auszurufen hatte[5]. Es kam dies bei Weinbergen vor, die in der Lößnitz zuweilen dem Schicksal der Versteigerung anheimfielen.

In einer Zeit, in welcher Geistliche angestellt wurden, die nur aus der Postille vorzulesen vermochten, darf man vom Schulmeister keine hohen Leistungen erwarten. Dennoch ist die Errichtung der


  1. Pfarr. A.K., E, no. 2: Es hat auch iegliche Dorfschaft ihr sonderlich Gerichtsbuch, darein die Käufe geschrieben werden; wenn nun etwas vorfällt, muß es der Schulmeister verrichten, dem für seine Mühe auch etwas gegeben wird, bisweilen viel, bisweilen wenig.
  2. R. Weise, Die Volksschule in der Landgemeinde Radebeul, S. 40. Diese Schrift berücksichtigt in eingehender Weise die Geschichte der Schule zu Kaditz von der Reformation bis zur Ausschulung von Radebeul 1878.
  3. Kb. K., Taufnachr. 15/7. 1575.
  4. Visitationen.
  5. Handelsb. A. D. 1620, Bl. 82: Die Jöstelischen Weinberge werden 1616 „an unterschiedenen Orten als zu Dresden, Kaditz und Kötzschenbroda dreimalig im Januar und Februar ausgerufen“. Vgl. auch Handelsb. A.D. 1748, Bl. 193: „von dem Schulmeister vor versammelter Kirchfahrt von 14 Tagen zu 14 Tagen abgelesene Subhastation“ (betr. Kötzschenbroda).