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281/4 Magazinhufen sowie 70 Thaler 15 Gr. (2 Thaler 12 Gr. pro Hufe) am 22. September zu Einquartierungs- und Vorspannkosten für die Franzosen an den Kreiskommissar des Meißnischen Kreises bezahlt[1]. In der Folge erhöhten sich die Anforderungen durch Fouragieren, Einquartierung und andre Beschwerungen. 1812 mußte die Gemeinde vom 9. bis 11. November von früh 6 bis abends 6 Uhr 14 tüchtige Mann mit Hacke und Schaufel zum Bau der Militärstraße zwischen Nossen und Meißen nach Obereula stellen[2]. Am 25. März des folgenden Jahres lag starke russische Einquartierung im ganzen Dorfe, beim Kantor allein 8 Kosaken. Die russische Einquartierung wiederholte sich und wurde vom 12. bis 16. Mai durch französische abgelöst. Der Diakonus hatte in dieser Zeit einen Major der Garde d'Élite à la Suite de l'Empereur, einen Kapitän und einen Leutnant von demselben Truppenteil und drei Burschen auf Quartier; drei Offiziere der französischen Garde zu Fuß meldeten sich außerdem aus dem Biwak zum Abendessen und Frühstück bei ihm an[3]. Was in diesem Jahr allein in Äckern und Weinbergen, an Vermachungen und Weinpfählen durch die französischen, russischen und österreichischen Truppen verbrannt und verwüstet worden war, betrug nach einer Aufzeichnung der Kaditzer Gerichtspersonen 2278 Thaler 10 Gr. 6 ₰. Die Russen versuchten, die Kaditzer Kirche zu berauben, doch scheiterte das Vorhaben an der Festigkeit der Sakristeitür[4]. Mehrfach gerieten Leute der Kirchfahrt in Lebensgefahr, der früher erwähnte Bormann rettete sich vor plündernden Reitern über das Eis eines damals nahe der Merkowitz noch vorhandenen Teiches; mehrere Personen wurden durch die verwilderten Soldaten getötet.

Es ist unmöglich, die Greuel dieser Zeit alle zu beschreiben; noch werden Stellen gezeigt, an denen die Wachtfeuer der Russen in den Höfen emporzüngelten, unmittelbar an dem leichten Fachwerk der Gebäude und dicht unter den trockenen Strohdächern, „wobei sich“, wie überliefert wird, „die Russen über dem Feuer die Läuse verbrannten.“ Ein Russe, ein gewisser Zerrenkow, erlangte damals in der Kirchfahrt eine gewisse Berühmtheit: die Kaditzer Gerichtsschöppen


  1. Quittungen im RA.D.
  2. Verfügung ebendort.
  3. Aufzeichnungen ebendort.
  4. Neue Sächs. Kirchengalerie unter Kaditz, Ephorie Dresden I.