Seite:Heft21VereinGeschichteDresden1909.djvu/105

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Elend des Kriegs in der Kirchfahrt zeigt eine Zusammenstellung, welche der Hofgärtner des Schlosses zu Übigau, der allein das Schloß bewohnte, über die beständigen Einquartierungen und Erpressungen aufgestellt hat. Die Liste beginnt mit dem Einlager eines preußischen Proviantdirektors und Inspektors vom 15. November 1756 bis mit 26. Januar 1757 und endigt am 8. November 1760; alle möglichen Truppenteile und alle möglichen Forderungen und Zwangsmittel sind vertreten. Das Schloß erlebt am 13. Juli 1760 einen Überfall von Kürassieren und wird im November mit 200 preußischen Gefangenen angefüllt. Im ganzen beziffert der Hofgärtner, der öfters Leibes- und Lebensgefahr erduldet, seinen Schaden auf 457 Taler 10 Gr.[1]. Wenn irgend eine Gegend Sachsens Grund hatte, den Frieden willkommen zu heißen, so war es das Kaditzer Kirchspiel. Die Verwüstungen, die der Krieg, nicht zuletzt in den zahlreichen Weinbergsanlagen und in dem Viehbestand der Dörfer, zurückließ, waren beträchtlich.

Die lebhaftesten, zum Teil durch mündliche Überlieferung fortgepflanzten Erinnerungen hat die Zeit der Kämpfe Napoleons und der Verbündeten um Dresden im Kirchspiel zurückgelassen. Wieder fluteten alle möglichen Truppen durch das Dorf, diesmal Truppen, mit denen man sich nur durch Dolmetscher verständigen konnte: Russen und Franzosen, und wenn auch das Dorf selbst nicht zum Schauplatz der Schlacht wurde, so wurde doch im südlichen Teil der Flur, auf den Großstücken und Giehren, wo der Brückenkopf für eine über den ehemaligen Werder nach dem jenseitigen Ufer geschlagene Floßbrücke aufgeworfen war, während der Schlacht bei Dresden heftig gekämpft[2]. Die Ereignisse, welche sich hier abspielten, sind wiederholt zum Gegenstand von Darstellungen gemacht worden[3], noch heute findet der Bauer, der auf den Giehren und Großstücken pflügt, zuweilen Flintenkugeln und hin und wieder eine Kanonenkugel als Überreste aus jener Zeit.

Die Leistungen des Dorfs in diesen Kriegsläuften waren ganz bedeutende. Bereits 1807 (am 21. April) hatte Kaditz 847 Thaler 12 Gr. (30 Thaler pro Hufe) zur französischen Kontribution nach


  1. Coll. S., Übigau.
  2. Aster, „Schilderung der Kriegsereignisse in und vor Dresden 1813".
  3. Vgl. auch Böhme.