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meisten besuchte Universität, bis es sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dauernd von Leipzig überflügelt sah.

Außer diesen beiden Landesuniversitäten wurden seit der Reformation auswärtige Hochschulen von Dresdner Studierenden verhältnismäßig wenig besucht. Nur solche junge Leute, die über reichliche Geldmittel verfügten, oder die das Vaterland aus religiösen oder ähnlichen Gründen mieden, oder endlich solche, die irgend einen berühmten Lehrer zu hören wünschten, verbrachten ihre Studienzeit ganz oder teilweise im Auslande. Von den Universitäten im Reiche kam hauptsächlich die 1506 gestiftete, seit 1539 der evangelischen Lehre zugetane in Frankfurt an der Oder[1] in Betracht, wo sich von 1506 bis 1700 nicht weniger als 63 Dresdner nachweisen lassen, in geringerem Maße auch die 1456 errichtete, später streng lutherische in Greifswald[2], wo von 1521 bis 1698 nur 11 verzeichnet sind, dann die schon 1419 gegründete in Rostock[3], die gleichfalls als eine Säule des Luthertums galt, aber bis zum Jahre 1700 nicht mehr als 12 Dresdner aufnahm, endlich die erst 1607 eröffnete Academia Ludoviciana in Gießen[4], auf der sich bis zum Ende des 17. Jahrhunderts 18 Dresdner einfanden. Neben diesen lutherischen Hochschulen Deutschlands spielen diejenigen reformierten Bekenntnisses nur eine untergeordnete Rolle. Immerhin ist es nicht ohne Interesse, festzustellen, daß einige junge Dresdner in jener Zeit konfessioneller Engherzigkeit doch den Mut fanden, dem Calvinismus an seinen wissenschaftlichen Hauptsitzen näher zu treten. In Marburg[5], einer Stiftung Philipps des Großmütigen, die anfänglich


  1. Ältere Universitäts-Matrikeln. I: Universität Frankfurt a. O., herausgegeben von E. Friedländer. Band I–III: 1506–1811. Leipzig 1887–1891 (Publikationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven. Band 32, 36, 49).
  2. Ältere Universitäts-Matrikeln. II: Universität Greifswald, herausgegeben von E. Friedländer. Band I–II: 1456–1700. Leipzig 1893–1894 (Publikationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven. Band 52, 57).
  3. Die Matrikel der Universität Rostock, herausgegeben von A. Hofmeister. Band I–IV: 1419–1789. Rostock 1889–1904.
  4. Die Matrikel der Universität Gießen 1608–1707, herausgegeben von E. Klewitz und K. Ebel. Gießen 1898.
  5. Catalogus studiosorum scholae Marpurgensis per annos MDXXVII–MDCXXVIII descriptus. Edidit J. Caesar. Marpurgi 1875–1887. – F. Justi, Catalogi studiosorum Marpurgensium cum brevibus annalibus coniuncti fasciculus XV annos ab 1629 usque ad 1636 complectens. Marburg 1888. – W. Falckenheiner, Personen- und Ortsregister zu der Matrikel und den Annalen der Universität Marburg 1527–1652. Marburg 1904.
Empfohlene Zitierweise:
Viktor Hantzsch: Dresdner auf Universitäten vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, Dresden 1906, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft19VereinGeschichteDresden1906.pdf/15&oldid=- (Version vom 20.11.2023)