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unvollständig veröffentlicht, so daß man ihr keineswegs alle Immatrikulierten, sondern nur die Namen derer, die in der Artistenfakultät von 1367 bis 1585 einen akademischen Grad erwarben, sowie die Scholaren und Graduierten der juristischen Fakultät von 1372 bis 1418 entnehmen kann[1]. Der erste in Prag nachweisbare Dresdner und damit zugleich der erste überhaupt bekannte Akademiker aus unserer Heimatstadt ist jener Peter von Dresden, der je nach dem Parteistandpunkte seiner Biographen als Vorläufer der Reformation oder als Anhänger der hussitischen Ketzerei bezeichnet wird. Ihm folgten bis in die ersten Jahre des 15. Jahrhunderts noch 14 andere, dann aber scheinen die politischen Ereignisse, namentlich der Auszug der deutschen Studenten nach Leipzig und anderen Orten, sowie die Hussitenkriege jede Verbindung zwischen Dresden und Prag für lange Zeit abgebrochen zu haben. Die Dresdner Bürger sahen sich deshalb genötigt, ihre Söhne auf andere Universitäten zu schicken. Zunächst kamen nur Erfurt, Köln und Krakau in Frage. Die 1392 begründete Universitas Erfurtina[2] lockte während ihrer scholastischen Periode nur 5 Dresdner an, den ersten schon im Jahre 1400. Reichlicher wurde der Zuzug, als um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein freierer Geist sich regte und der Humanismus unter dem Einflusse des Mutianischen Gelehrtenkreises sich zu entfalten begann. Als aber die neue Bewegung auch an anderen Hochschulen mächtig aufblühte, fanden sich die Dresdner nur noch vereinzelt in Erfurt ein. An der berühmten „alma perantiqua semperque catholica universitas Coloniensis[3], die 1388 gestiftet wurde, ließ sich 1401 ein Dresdner Geistlicher immatrikulieren, um sich dem theologischen Studium zu widmen. Er scheint aber keine Nachfolger gefunden zu haben, wenigstens ist bis 1466 kein weiterer Dresdner


  1. Monumenta historica universitatis Carolo-Ferdinandeae Pragensis. I: Liber decanorum facultatis philosophicae 1367–1585. II: Album seu matricula facultatis iuridicae 1372–1418. Pragae 1830–1834.
  2. Akten der Erfurter Universität, herausgegeben von der Historischen Kommission der Provinz Sachsen, bearbeitet von H. Weißenborn. I-III. Halle 1881–1899 (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete VIII).
  3. Die Matrikel der Universität Köln 1389–1559. Bearbeitet von H. Keussen. Band I: 1389–1466. Bonn 1892 (Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde VIII, 1).
Empfohlene Zitierweise:
Viktor Hantzsch: Dresdner auf Universitäten vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, Dresden 1906, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft19VereinGeschichteDresden1906.pdf/12&oldid=- (Version vom 20.11.2023)