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14. Jahrhundert dadurch in zwei Teile geschieden worden sein, daß man sein am heutigen Dippoldiswaldaer Platz befindliches Knie zuschüttete. Man bezeichnete seine Südhälfte als den Alten See, die Nordhälfte als den Neuen See. Jener scheint schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts durch Trockenlegung verschwunden zu sein, während dieser erst reichlich 200 Jahre später zugeschüttet wurde. – Die Oberseergasse führte im 18. Jahrhundert verschiedene Namen. In der Feuerordnung von 1751 heißt sie die Gasse hinterm Schlößchen, später auch Am Trompeterschlößchen, das am Eingange der Gasse lag. Am häufigsten wird für sie die Benennung Kälbergasse gebraucht. Es ist zweifelhaft, ob sie daher rührt, daß man von den Dörfern her durch die Gasse häufig Vieh nach den städtischen Schlachthöfen trieb, denn es gab für diesen Zweck noch einen besonderen Weg, den Kälberweg (s. Strehlener Straße). Die „Gerichtspersonen der Hinterseer Gemeinde“ waren der Meinung, daß die Bezeichnung Kälbergasse „ohne Zweifel von irgend einem zweideutigen Vorfalle herrühren müsse, der sich dort ereignet haben mag“. Infolgedessen fehle es ihnen nicht an mancherlei Spott und Unannehmlichkeiten. „Es sei beim gemeinen Volk zum Sprüchwort geworden, den Amts- und den Rathsrichter der Gemeinde als die Kälberrichter, den Rathsschöppen als Kälberschöppen und die Bewohner der Gemeinde als Kälbergemeinde zu bezeichnen“. Eine Bitte der letzteren an die Landesregierung um Abänderung des Namens war zunächst erfolglos. Als aber im Mai 1808 der schmalen, von der Kälbergasse abzweigenden und nach der Patientenburg führenden Sackgasse die Benennung Oberseergasse beigelegt worden war, erneuerte man das Ansuchen und bat, jenen Namen auch auf die Kälbergasse zu übertragen und künftig diese, weil länger, als Große, und jene als Kleine Oberseergasse zu bezeichnen. Dies wurde im Juli 1808 genehmigt. Die Benennung Oberseergasse erinnerte daran, daß beide Gassen auf dem Gebiete des ehemaligen Obersees lagen Vom 1. Januar 1872 an war der Name Große Oberseergasse auf das Stück zwischen dem Dippoldiswaldaer Platz und der Prager Straße beschränkt, während die an der Fortsetzung bis zur Christianstraße gelegenen Grundstücke nun der Struvestraße zugehörten. Im Jahre 1874 wurde das Stück der Großen Oberseergasse, das zwischen dem Dippoldiswaldaer Platze und der Kleinen Oberseergasse lag, mit letzterer vereinigt

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, Verlagshandlung, Dresden 1905, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft17-18VereinGeschichteDresden1905.pdf/118&oldid=- (Version vom 12.12.2022)