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änderte, je nachdem das besondere Merkmal wechselte, dem die Gasse ihre Benennung verdankte. So bezeichnete man die heutige Augustusstraße 1565 als Untere Moritzstraße im Gegensatze zu der eigentlichen Moritzstraße, aber nach Erbauung des Stallgebäudes (1586–1591), an dem sie entlang führte, als Am Stall. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts trug sie die Benennung An der Bildergalerie, weil damals in die umgestalteten Räume des Stallgebäudes die Königl. Gemäldegalerie verlegt worden war. Ein solcher Wechsel im Gebrauche der Namen war früher um so leichter möglich, als man erst seit 1803 an den Straßenecken Tafeln mit der amtlichen Benennung angebracht hat.

Ursprünglich bezeichnete man alle Verkehrswege innerhalb der Stadt als Gassen; erst seit dem 16. Jahrhundert kam in einzelnen Fällen der Name Straße auf. So werden in jener Zeit außer der Moritzstraße eine Brücken-, Burg- und Marktstraße erwähnt. Bei der Moritzstraße geschieht es zum erstenmale, daß man eine Straße nach einem Fürsten benannte.

Die Notwendigkeit, neue Straßenbenennungen festzustellen, wurde um so dringender, je mehr die Stadt sich erweiterte. Dies geschah namentlich seit der im zweiten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts erfolgten Abtragung der Festungswerke. Um diese Zeit wurde es üblich, daß der Rat die Benennung der neuentstehenden Straßen und Plätze vornahm, wobei aber der König sich das Recht der Genehmigung vorbehielt.

Eine solche Namengebung fand statt, sobald ein Hausbau erfolgt oder wenigstens genehmigt war. Bestimmte Grundsätze wurden dabei lange Zeit nicht angewendet. So kam es, daß manche Straßen völlig nichtssagende Namen erhielten, beispielsweise 1859 in der Oppellvorstadt die Erlen-, Fichten-, Lärchen- und Tannenstraße. Mit der Zunahme des historischen Sinnes in weiten Kreisen der Gebildeten machten sich aber doch allmählich Bedenken gegen eine so oberflächliche Benennungsweise geltend. So trat 1874 der Ausschuß der städtischen Baupolizeideputation mit dem Vorschlage an den Rat heran, daß künftig in der Regel die aus der Stadt hinausführenden Straßen nach Orten, die nach der betreffenden Richtung

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Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, Verlagshandlung, Dresden 1905, Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft17-18VereinGeschichteDresden1905.pdf/11&oldid=- (Version vom 4.1.2023)