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sich in dieselbe begeben will. Da läßt sich Paul Dreßler oder Drechsler nieder, hängt Uhren aus und treibt sein Handwerk, ohne in der Schlosserinnung Meisterrecht zu erwerben. Wie aus den nachherigen Verhandlungen hervorgeht, hatte sein Lehrmeister der genannten Innung angehört, er selbst war also in derselben als Lehrling aufgenommen und losgesprochen worden. Weil er sich mit einer Köchin „heimlich verknüpft“ und „sonsten viel Widerwärtigkeiten“ verursacht hatte, war die Lossprechung ausnahmsweise vor der Zeit geschehen, so daß er, wie an einer Stelle angegeben ist, nur die halbe Zeit gelernt hatte. Wohl aus ebendemselben Grunde war er nicht zum Gesellen gemacht worden, war also noch sogenannter Jünger und hatte, wie es scheint, auch nicht einmal einen Lehrbrief erhalten. Da das Handwerk der Schlosser und Genossen ihn hindert, sein Handwerk ohne Meisterrecht zu treiben, wendet er sich an den Kurfürsten, der im Oktober 1653 in der That anordnet, daß ihm nachgelassen werde, so lange ohne Meisterstück, dem er sich offenbar zu entziehen suchte, sein Handwerk zu üben, „bis er solches inskünftig mit seiner besseren Gelegenheit zu werk richten könne, dergleichen hie bevor unterschiedenen dieses Handwerks auch wiederfahren sei.“ Als aber der Kurfürst daraufhin vom Handwerk über die Vergangenheit Drechslers unterrichtet wird[1], zieht er diese Vergünstigung zurück und entscheidet, daß jener sein Meisterstück machen müsse, bevor er das Handwerk treibe. Wirklich schließt Drechsler am 16. Juni 1654 mit dem Handwerk einen Vergleich wegen seiner Aufnahme, den er indes nicht hält. Jetzt tritt er vielmehr mit der Absicht hervor, eine besondere Innung der Kleinuhrmacher zu gründen. Mit Recht konnte er sich darauf berufen, daß die vorhandene Ordnung von 1545 gar nicht auf sein Handwerk gerichtet sei. Er gewinnt noch drei Kleinuhrmacher-Gesellen, Gottfried Wagner, Martin Hillius, Peter Porschdorf[2], von denen einer, wie die Schlosser angeben, in Danzig ins schwarze Buch eingetragen sei, für seine Bestrebungen. Diese vier setzen Artikel auf und wenden sich Ende des Jahres 1655 mit der Bitte an den Kurfürsten, ihnen die Gründung einer eigenen Innung zu gestatten. Der Kurfürst weist sie am 18. Januar 1656 ab, weil nicht alle Uhrmacher übereinstimmten,


  1. Drechsler hatte sich überdies fälschlicherweise als Exulant bezeichnet.
  2. Nicolaus Hase schließt sich ihnen nicht an.