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was der Thatsache entspricht, daß sich die Einwohnerzahl Dresdens in dieser Zeit im allgemeinen auf gleicher Höhe hielt[1]; es sind vier, die hier noch mit Namen genannt sein mögen, die der Müller, Fleischer, Büttner und Leinweber, und außerdem der Hüttenverband der meißnischen Steinmetzen. Auch in den ersten vier Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts schritt die Vermehrung noch langsam vorwärts. Es kommen nur drei städtische Innungen[2] und eine Landinnung hinzu. Am stärksten ist die Zunahme unter der Regierung der Kurfürsten Moritz und August (1541–1586). Da entstehen 24 Innungen[3]. Hervorgerufen wurde dieser starke Zuwachs einmal durch die gleichzeitige Zunahme der Einwohnerzahl[4], sodann durch die großartige Bauthätigkeit, die, befördert durch die politische Machtstellung, zu der die genannten Fürsten unser Land emporhoben, zu jener Zeit in Dresden herrschte und auf die Entwickelung ihrer Residenz zurückwirkte, endlich in nicht geringem Maße durch die eifrige Fürsorge derselben für das Wohl des Landes. Auch die 1549 erfolgte Einverleibung Altdresdens blieb dabei sicher nicht ohne Einfluß: von 1550–1553 bilden sich allein fünf Innungen. Den Jahrzehnten nach verteilen sich die neu entstandenen Zünfte so, daß sieben auf das 5., fünf auf das 6., acht[5] auf das 7. Jahrzehnt kommen. Mit 1567 schließt die Epoche der starken Vermehrung; es kommen seitdem, abgesehen von den Kannengießern, deren Innung sicher älter ist, im 8. und 9. Jahrzehnt und zwar noch unter Kurfürst August je zwei – die letzten beiden von ihnen sind überdies Landinnungen –, bis 1600 dann nur noch eine 1593 hinzu. Mag auch der allgemeine Verfall des deutschen Welthandels nach der Mitte des 16. Jahrhunderts[6] für Dresden etwa seit 1567 eine der Entwickelung der Zünfte ungünstigere Zeit herbeigeführt haben, worauf die 1569–1578[7] auf vielseitige Klagen vorgenommene „Reformation“ der Handwerke hinweist, so darf der


  1. Richter I, S. 187.
  2. Dabei ist sogar die Schlosserinnung mit gezählt (siehe nachher).
  3. Die neue Innung der vereinigten Steinm. und Maurer ist dabei eingerechnet.
  4. Richter I, 194.
  5. Eine davon gehört jedenfalls schon dem 6. Jahrzehnt an.
  6. Falke, die Gesch. des deutschen Handels. 2. Teil 1860 S. 129 flg.
  7. HStA Loc. 8746. Vorgenommene Reform 1520: die Handwerke klagen in dieser Zeit ganz besonders über hohe Preise der von ihnen zu verwertenden Stoffe, weshalb auch ihre Erzeugnisse im Preise steigen müßten.