Seite:Heft12-14VereinGeschichteDresden1896.pdf/19

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Arbeiter zurückkehrte, sondern auch die nötige Weltkenntnis und Selbständigkeit heimbrachte, die ihm als Meister Gewandtheit und Sicherheit im Verkehr mit seinen Kunden gab. Weiter übte die Zunft einen erziehenden Einfluß auf ihre Mitglieder: der Lehrling lernte im Hause seines Meisters gute Zucht und Sitte, der Geselle fand in der Gesellenbrüderschaft gleichgesinnte Freunde, die nicht nur für den Fremden und Bedürftigen sorgten, sondern auch in dem geordneten Verkehr dem Schwankenden sittlichen Halt boten; die Wanderschaft stärkte seinen Mut, stählte seine Körperkraft. Und noch über die Lebensführung des Meisters wachte die Innung; sie rügte und strafte seine Vergehen, stieß ihn bei schweren sogar aus ihrem Verbande aus, lehrte in den Versammlungen des Handwerks den Meister ernstes Betragen und Mäßigkeit, aber auch Fügsamkeit und Gehorsam gegen die Zunftmeister und Zunftgebote. Weiter sorgte die Innung für den Wohlstand ihrer Meister; sie gab ihnen ein Recht auf Arbeit, da der Zunftzwang, der eigentliche Lebensnerv der Innungen, Handwerkern, die ihnen nicht angehörten, das Treiben des Handwerks verbot. Dadurch waren die Städter genötigt, im allgemeinen ihren Bedarf allein bei den Innungsmeistern zu decken, während diesen die Sicherheit eines hinreichenden Erwerbs geboten war.

Auf der anderen Seite schützte aber auch die Innung die Kunden vor Übervorteilung und schlechter Arbeit der Meister, indem sie über ihre Mitglieder neben der Sittenpolizei zugleich auch eine Gewerbepolizei übte und zwar besser und schärfer, als damals der Behörde möglich gewesen wäre. Den Zunftmeistern war von der Zunft selbst und von der Obrigkeit die Pflicht auferlegt, durch Prüfung, „Schau“, zuweilen sogar durch Zeichnung der Ware mit dem Innungssiegel dafür zu sorgen, daß nur gute Ware zum Verkauf kam. Zum Teil wurde sogar den Verkäufern einfach der Preis der Ware vorgeschrieben. Gegen Betrüger, durch die der Ruf der Innung leiden konnte, wurde energisch eingeschritten. Eine erfolgreiche Beaufsichtigung der gefertigten Handwerksartikel aber ermöglichte allein der Innungszwang, der eben diesem Zwecke seine Einführung verdankte. Bei gerechter Würdigung jener Zeitverhältnisse wird man darum den Zunftzwang als durchaus zweckentsprechend und den kleinen Verhältnissen der älteren Zeit, wo noch jede Stadt sich selbst versorgen konnte, als angemessen bezeichnen