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Städte geht die rasche, aufwärtsstrebende Entfaltung der Innungen Hand in Hand. Der Handwerkerstand kam zu Ehren und Reichtum und dadurch zu Macht und Ansehen. Im Bewußtsein seiner Kraft begann er mit der Altbürgerschaft, den „Geschlechtern“ oder „Patriziern“, den Kampf um Anteil an der städtischen Verwaltung, von der er bisher ausgeschlossen war. Nicht eitle Ruhmsucht trieb ihn, sondern die Rechtsunsicherheit jener Zeit, die den zwang, nach Herrschaft zu streben, der nicht unterdrückt sein wollte. Der Kampf, der fast das ganze 14. Jahrhundert währte, in manchen Orten sich bis ins 15. hineinzog, ward zu gunsten der Zünfte entschieden: dem dritten Stand, dem Bürger- und Handwerkerstand, ward der Eintritt in die Räte der Stadt geöffnet. Der Sieg erhöhte das Ansehen der Zünfte, der Kampf selbst erweckte Standesbewußtsein, Gemeinsinn und Aufopferung bei den Handwerkern und hob das gesamte Zunftwesen zur höchsten Blüte empor.

Schon hatte das deutsche Handwerk im allgemeinen diesen Höhepunkt erreicht, da erst treten die Dresdner Innungen aus dem Dunkel der Vergangenheit hervor, ja, da fangen sie wohl überhaupt erst an, sich zu bilden. Denn wie Dresden vom 13. bis 15. Jahrhundert nicht nur vielen Städten anderer deutschen Gebiete, sondern auch nicht wenigen des eigenen Landes nachstand, so hat sich auch das Zunftwesen hier verhältnismäßig spät entwickelt. Darum wird auch der Kampf um die Stadtverwaltung, (den der Verfasser, weil ihn Richter in seiner Verfassungsgeschichte, Seite 70, bereits behandelt[WS 1] hat, in der weiteren Ausführung unberücksichtigt lassen konnte) hier erst im 15. Jahrhundert durchgefochten.

Es erscheint nicht angebracht, an dieser Stelle einen Überblick über die inneren Einrichtungen zu geben, welche sich damals in den Zünften herausgebildet hatten, da deren ausführliche Besprechung dem zweiten Teile der vorliegenden Schrift zufällt; nur ein allgemeines Urteil möge Platz finden. Die Ursache, die das Zunftwesen zu so hoher Blüte brachte, liegt darin, daß seine Einrichtungen sich in das städtische Getriebe passend einfügten und damals noch ihrem Zweck vollkommen entsprachen. Zunächst sorgte die Zunft für die technische Ausbildung ihrer heranwachsenden Mitglieder; sie überwachte den Lehrjungen während der Lehrzeit, mahnte und strafte den lässigen Lehrmeister; sie schickte den Gesellen auf die Wanderschaft, von der er nicht nur als geschickter

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: behandet