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bei der Occupation von Dresden am 16. Juni 1809 verehrt worden“, mit enthalten sind. Letztere Angabe findet sich in der Stadtrechnung genannten Jahres. (R.-A.)

Die herzoglich braunschweigischen Truppen, welche 3000 Mann stark am 11. Juni mit in Dresden eingetroffen und verpflegt worden waren, marschierten zwar am 12. Juni wieder ab, ließen aber ein Werbedepot zurück, über dessen Wirksamkeit uns Röber in seinem Tagebuch eine drastische Schilderung liefert: „Im Laufe dieser Tage, während die feindlichen Truppen in Dresden standen, wurden von dem braunschweigischen Corps starke Werbungen durch alle Art von Aufrufen und glänzende Versprechungen vorgenommen, welche auch von dem besten Erfolge waren, so daß der dazu beauftragte Hauptmann von Herzberg eine Menge dazugelaufenes Gesindel anzunehmen hatte, von welchem dann täglich ganze Haufen in dem auffallendsten und an Rekruten noch nie gesehenen Negligée in der Neustädter Allee und anderen öffentlichen Plätzen exerziert wurden, welches aber gewiß einen ganz sonderbaren Contrast gewährte. Denn da stand nicht selten ein zerlumpter Bettler barfuß neben einem wohlgekleideten Vagabunden – ein Müllerbursche, kaum erst seinem Geschäft entlaufen, neben einem Feueressenkehrer –, ein Bauer in bloßen Aermeln mit einer Nachtmütze neben einem schon völlig eingekleideten Rekruten in Reih’ und Glied. Ja die Zahl der so zusammen gelaufenen Menschen belief sich auf 400 Mann. Auch nahm sowohl das braunschweigische als hessische Corps Musici an, welche so wie die ganze übrige neu geworbene Mannschaft von hiesigem Rath montirt und verpflegt werden mußte.“ (R. T.)

Die infolge dieser Werbungen gemachten Requisitionen waren ziemlich bedeutend und veranlaßten einen Briefwechsel zwischen dem Herzog und dem Stadtrat, in welchem der Herzog seine Forderungen schließlich immer niedriger stellte und der Stadtrat endlich noch ziemlich gelinde wegkam.

Von Wilsdruff aus hatte der braunschweigische Oberst von Bernewitz an den Rat unter dem 13. Juni geschrieben, daß er seinen Adjutanten, Lieutenant von Pott, beauftragt habe, 40 schwarztuchene Kurtkais, 40 Stiefeletten, 40 filzerne Tschakos mit Totenkopf, 40 Paar Hosen, 40 Paar Schuhe, 40 Hemden, 40 schwarze Binden, 40 Mäntel von grauem Tuche, 10 Ellen himmelblaues Tuch zu Kragen – sofort an einem Tage zu liefern.

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/68&oldid=- (Version vom 19.11.2023)