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Und welche Vortheile – erlauben Ew. Hochwohlgeb. uns diese Frage – welche Vortheile stehen alle den nicht zu berechnenden, traurigen Folgen gegenüber? Hat die Geschichte des Krieges, seit der Zeit, als der Nähr- von dem Wehrstande durch die Staatsverfassung streng geschieden worden ist, irgend ein Beispiel aufzuweisen, daß ein Häuflein bloß für friedliche Verhältnisse erzogener und in den Waffen ungeübter Bürger gegen den Feind irgend eine günstige, militärische Wirkung hervorgebracht habe?

Die zweckmäßige, wirkliche und einzig reelle Hülfe dagegen, welche die hiesigen Bürgergarden Ew. Hochwohlgeboren leisten können, ist diese, daß selbige die Wachen besetzen, patrouilliren, überhaupt allen Verrichtungen einer Militär-Besatzung in Friedenszeiten sich unterwerfen, was sie bisher unverändert gethan haben, und, wie wir des festen Vertrauens zu ihnen sind, auch noch fernerweit und so lange, als die gegenwärtigen Verhältnisse obwalten, verrichten und Ew. Hochwohlgeboren Vertrauen und Zufriedenheit sich werth zu machen, gewiß bestreben werden.

Die wir mit vollkommenster Hochachtung zu sein die Ehre haben:

     Dresden den 8. Juli 1809.

Ew. Hochwohlgeboren

(R.-A.) Der Rath zu Dresden.

Eine Abschrift dieses Schreibens, nebst denen des Majors von Wolan und des Generals von Reubell, wurde am 10. Juli an das Geheime Konsilium eingereicht und der König allerunterthänigst gebeten, den Ansichten des Rates zu Dresden beizustimmen.

Die Angelegenheit wurde zur Zeit nicht ausgetragen, da die eintretenden Kriegsereignisse eine ganz veränderte Sachlage herbeiführten, sollte indessen später, wie wir sehen werden, bei der Gründung der National-Bürgergarde noch ein Nachspiel haben.

Da der König von Westfalen, trotz der nicht unbedeutenden Truppenmacht, über welche er gebot, gar nichts gegen den nach Böhmen ausgewichenen General Am Ende unternahm, sondern, nachdem er Dresden verlassen, in Begleitung seiner eigenen Truppen, noch andere Städte Sachsens bereiste und sich, um nicht in unangenehme Berührung mit den österreichischen Truppen zu kommen, längs der böhmischen Grenze durch die schwachen sächsischen Truppen unter Oberst Thielmann decken ließ, rückte der General Am Ende, sobald der König weit genug entfernt war, wieder in Sachsen ein, bezog in der Nähe von Dippoldiswalde ein Lager und lebte nun wieder auf Kosten von Feindes Land.

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/57&oldid=- (Version vom 19.11.2023)