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Briefe haben keinen besonderen Wert, da er keine Fakta schreibt, sondern sich nur in Vermutungen ergeht, von wo aus der Feind anmarschieren könne; nur in einem Briefe schreibt er, daß ein Unteroffizier von den braunschweigischen Husaren besoffen gewesen, sich von Schandau aus verritten hätte und gefangen nach Pirna gebracht worden wäre. Am 18. April hat sich aber in Dresden das Gerücht verbreitet, die Österreicher wären bereits in Freiberg eingerückt. Darauf wird der Stadtgerichtskopist Grahl sofort zu Pferde nach Freiberg entsendet, um Gewißheit darüber einzuholen; derselbe kehrt mit einem Briefe des Bürgermeisters Ehrenhaus zurück, welcher also lautet:

Ew. Wohlgeboren habe die Ehre zu benachrichtigen, daß nicht nur die Sage, als ob österreichische Einquartierung bei uns angesagt sei, ganz ungegründet ist, sondern daß wir auch zuverlässige Nachricht haben, daß an der ganzen böhmischen Grenze hin von Altenberg, Frauenstein, Marienberg und St. Annaberg kein österreichisches Militär mehr steht, auch viele Meilen hineinwärts dergleichen nicht zu spüren ist. Ueberhaupt ist seit 2 Tagen alle Furcht für den Oesterreichern bei uns verschwunden, seitdem alle Nachrichten aus Franken das gute Benehmen derselben gegen die Landes-Einwohner rühmen und versichern, daß sie selbst im Bambergischen keine Cassen, die der Landschaft oder Städtischen oder anderen Corporationen gehören, sondern bloß die Königlichen in Beschlag nehmen. Sollten uns künftig andere Nachrichten (welches wir vorjetzt doch gewiß nicht fürchten) zukommen, so werde ich nicht ermangeln, Ihnen sofort durch reutende Bothen schleunige Nachricht zu geben. Bitte aber zugleich Ew. Wohlgeboren, daß falls bei Ihnen Einquartierung fremder Truppen angesagt werden sollte, Sie uns davon ebenfalls schleunige Nachricht zu ertheilen die Güte haben wollen. Mit innigster etc.

     Freiberg den 18. April 1809. A. H. Ehrenhaus.

N. S. In voriger Nacht haben 10 österreichische Deserteurs im Gasthause zum Wildenmann (in hiesiger Vorstadt) übernachtet. Vielleicht hat dieses zu der Sage von österreichischer Einquartierung Anlaß gegeben. Sie kamen über Plauen, Zwickau, Chemnitz mit einem Paß der voigtländischen Kreyß-Deputation und Oederan'scher Bürger-Eskorte anhero und sind von hier nach Dresden eskortirt worden.

Ehrenhaus.

Ganz anders zuversichtlich und siegesgewiß war das Auftreten Napoleons, welches wir aus seiner Korrespondenz kennen lernen. So schrieb er:

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/37&oldid=- (Version vom 20.11.2023)