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welche innerhalb der Stadt oder Vorstadt gelegen und zu beiden Seiten der Reihe nach mit bebauten, wenigstens eingefriedigten Grundstücken besetzt waren, ohne Rücksicht auf ihre Breite oder Länge; ein nur auf der einen Seite bebauter Weg war ihm auch nur eine „halbe“ Gasse. Bis zur Entstehung der Moritzstraße, in der Mitte des 16. Jahrhunderts, gab es in unserer Stadt und ihren Vorstädten nur „Gassen", nicht auch „Straßen“, und die Ausnahme der Moritzstraße blieb noch bis zum vorigen Jahrhundert herab eine völlig alleinstehende.

Für die Zeit der ausschließlichen Herrschaft der „Gasse“ ergiebt sich nun von selbst der Sinn, welchen die Urkunden mit dem Worte „Straße“, via, verbinden, dahin nämlich, daß sie unter Straße einen öffentlichen, außerhalb der Stadt und Vorstadt gelegenen, über Land führenden Kommunikationsweg und also z. B. unter der Pirnischen Straße, via Pirnensis, das verstehen, was wir heut zu Tage die „Pirnaische Chaussee“ nennen. Hiermit stimmt vollständig überein, daß die Urkunden da, wo sie von den an der via Riamticz oder via Pirnensis gelegenen Grundstücken sprechen, fast immer nur von Äckern, nicht von Gebäuden oder Gärten reden; nur vereinzelt nennen sie als anliegend einen Hof, d. h. hier aller Wahrscheinlichkeit nach einen zum Betriebe der Landwirtschaft bestimmten Gebäudekomplex, ein sogenanntes Vorwerk.

Was hiernächst die Namen der beiden genannten Gassen anlangt, so bedarf es hinsichtlich der „Pirnischen Gasse“ einer Erläuterung nicht, wohl aber einer solchen hinsichtlich der „Rampischen Gasse“.

Ohne Kenntnis von den jetzt bekannten ältesten Namensformen der „Rampischen Gasse“ und von der unbegründeten Meinung ausgehend, daß dieser seit der Mitte des 15. Jahrhunderts stabil gewordene Gassenname erst im 16. Jahrhundert aufgekommen, haben bekanntlich die älteren Dresdner Topographen diesen Namen von dem Worte „Rampe“ abgeleitet, welches die Auffahrt auf einen Wall bedeutet. Die hier fragliche Rampe haben sie bei demjenigen Walle finden wollen, welcher gelegentlich der schon mehrfach erwähnten Erweiterung der Stadtbefestigung im 16. Jahrhundert in der Gegend des Zeughauses angelegt worden. Diese Erklärungsweise