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durch sie erbeutet und von ihren Auftraggebern zum Abschied vor der Weiterreise der Schülergruppe nach Nürnberg und München verzehrt worden seien.[1] Der hier beteiligte Schulmeister könnte schon Joh. Knesmaert gewesen sein. Der Vorgang selbst ist ganz in der Art der Zeit begründet, die freilich in diesen Dingen von der unsrigen himmelweit verschieden war.

Als dann im J. 1516 die Stelle neu zu besetzen war, empfahl Herzog Heinrich von Freiberg aus mit Erfolg den aus Dresden gebürtigen M. Georg Döring, der auch wohl bis Ostern 1522 in derselben geblieben, dann aber Stadtschreiber in „Großen Glauge“ (Groß-Glogau) geworden ist.[2]


  1. Thomas Platter in seiner im J. 1572 niedergeschriebenen Selbstbiographie (Ausgabe von H. Boos, Leipzig 1878, S. 20 u. 24): „. . und zugen gan Träsen. Do was do selbst nit vast ein gutte schul, und uff der schull in den habitantzen voll lüß, das wier sy znacht im strow under uns ghorten kräßmen. Brachen uffen und zugen uff Präßlen zu etc. . . . Als wier nun wider gan Träsen kamen, do schicket unser ettlich buben der schulmeister und unsre baccchanten uß, wier solten umb ettlich gens lugen. Do wurden wier eins, ich solt gens werffen, sy aber solten gens nämen und enweg tragen. Nachdem wier nun ein huffen gens funden und sy uns hand ersächen, sind sy uffgeflogen. Do han ich ein klein bengelin ghan – (bengel = Stock, Knüppel) –, under sy geworffen in lufft, han eini troffen, das sy herab gefallen. Als aber myne gesellen den gens hirten ersächen hand, dorfften sy nit zuhi louffen, hetten sy doch dem hirten wol mögen vorlouffen. Do liessen sich die andren wider nider, stunden umb die gans, gagageten, als sprächen sy iren zu, stund wider uff und gieng mit den andern darvon. Ich was über mine gsellen übel zu friden, das sy irem zusagen nit gnug than hatten. Aber sy hulten sich demnach baß, dan wier brachten zwo gens darvon, die verzächten die baccchanten mit dem schulmeister zletze – (letze = Abschied) – und zugen do darvon uff Nürenberg zu und dannen uff Minchen“. Platter nimmt zwar in einer der Randschriften, welche zuerst von Boos mit veröffentlicht worden sind, anläßlich des Aufenthalts in Breslau auf einen durch die Schlacht bei Marignano (1515) hervorgerufenen Eindruck Bezug, und es scheint zunächst, daß deswegen die ganze Gruppe von Erlebnissen einige Jahre weiter herabzurücken sei; indeß lehrt eine Zusammenstellung seiner anderweitigen Angaben, soweit sie chronologisch zu verwerten sind (vgl. besonders S. 13 – 15. 22. 26. 27. 32), daß dort in seinem Gedächtnis eine Verschiebung stattgefunden haben muß, wie sie durch die obwaltenden Umstände wohl erklärlich werden würde.
  2. H. Heinrichs Empfehlungsschreiben, „geben zu Freyberg dornstags nach der heiligen drey konig tag anno etc. sechtzehn“, vorgetragen in der Ratssitzung am Freitag post Erhardi (= 11. Jan.) ist aus R.-A. D I, Bl. 2 bei H. M. Neubert, Melanchthon u. d. Stadt Dresden, Dresden u. Leipz. 1860, S. 71 abgedruckt. Döring hatte den Herzog um ein Verwendungsschreiben gebeten, daß er seinem an den Rat zu Dresden zu richtenden Gesuch beilegen könne, und der Herzog erklärt, dies zu thun, „wywol wir inen vnd sust meniglich wol alhie leyden konnen“. – Das Stadtbuch 1505 – 20 (R.-A. A XXII. 73 g) enthält Bl. 139 b f. einen Eintrag, wonach M. Georgius Doring (Dhoring) und zwei Schwestern sich über den Nachlaß ihres Vaters Merten Doring – (u. a. ein Haus in der Elbgasse) – einigen. Das Stadtbuch 1521 – 35 (H.-St.-A. Loc. 8583) verzeichnet Bl. 5 b eine Einigung zwischen „den achtbarn vnd weisen magistro Georgio Doring vnd Andres Goltschmid“, wonach der letztere für einen dem verstorbenem Merten Doring abgekauften und noch nicht vollständig bezahlten Garten sich zu einer Nachzahlung an dessen Erben verpflichtet; über erfolgte Leistung der letzteren quittiert Bl. 11 b „Georgius Doring, magister vnd stadschreiber zu Großen Glauge“, zugleich im Namen seiner Schwestern, am „Freytag nach Misericordias domini anno etc. XXII, ins stadbuch geschriben dornstag nach Cantate“ (9., bez. 22. Mai). Ein erster Nachtrag zur erstangeführten Eintragung, vom 8. Juli 1523, bezieht sich noch auf die bezeichnete Erbregulierung und nimmt, übrigens ohne nähere Bezeichnung, Bezug auf ihn als einen Lebenden; ein zweiter Nachtrag von Mittwoch nach Judica (= 5. April) 1525 läßt erkennen, daß er jetzt auch schon gestorben war.