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Wahrnehmungen. Hier kaufte der Vormund für „den Jungen“ – (so wird auch im vorhergehenden Falle der Mündel regelmäßig genannt) – im J. 1434 „eine regel vnd Kathonem“ für 15 Gr., 1436 „eyn buch genant prima pars“ für 8 Gr., 1437 „eynen Alexandrum“ für 16 Gr. und noch „eyn buch“ für 3 Gr.

Der Einfluß des Humanismus ist zu verspüren, wenn Johann Nefe (Naevius, geb. 1499 zu Chemnitz), der spätere herzogliche und kurfürstliche Leibarzt, erzählt, daß er im Schuljahre 1513 – 14 unter dem Rektor M. Joh. Knesmaert von Weißenstadt über Valerius Maximus und die Paulinischen Briefe hörte, und wenn um das J. 1526 unter Joh. Scheffel Griechisch getrieben ward.[1] Sonst ist aber leider auf diesem Gebiete weiter nichts zu erkennen.


  1. Joh. Nefe in seinen eigenhändigen Aufzeichnungen über seine Jugend (mitgeteilt von Chr. H. Wilisch, arcana bibl. Annaeberg., Lips. 1730, p. 146) sagt: „Anno domini 1513 die 13. Aprilis, quae fuit dies Mercurii post Misericordias domini, circa meridiem veni Dresdam, et erat prima mea profectio ex patria; frequentavi ibidem ludum litterarium per annum unum integrum sub M. Joanne Knesmaert Weysenstatensi; audivi Valerii Maximi historias et epistolas Pauli.“ - Für Scheffels Zeit vgl. die von Barth. Walther verfaßte Lebensbeschreibung Wolfgang Meurers, welche den mehrfachen Ausgaben der Meteorologia des letzteren vorgedruckt ist. Hiernach besuchte W. Meurer, geboren zu Altenberg den 23. Mai 1513, zuerst die dortige Schule und ging dann anno aetatis XI. auf diejenige zu Pirna über, wo damals Joh. Schadius neben dem Lateinischen auch das Griechische lehrte. Hierauf, nach einer nicht näher bestimmten Zeit, „ex schola Pirnensi Dresdam migravit, impulsus fama Joannis Scheffelii, qui eo tempore et loco ludum regebat litterarium et postea Lipsiae iuris utriusque doctor factus praeter consulatum, quem aliquot annos gessit praeclare, amplissimis in academia perfunctus est honoribus ... Scheffelius autem Meurerum et propter ingenii bonitatem et propter studium diligentiae multum amavit suique amoris argumentum esse voluit Graecum Novi Testamenti codicem, quemdiscipulo flagranti studio Graecae linguae dono dedit quemque Meurerus in aliorum Graecorum autorum defectu nunquam de manibus tum deposuit et postea ob pietatem in deum et gratitudinem erga praeceptorem semper magni fecit. Atque erant in hoc studio Graecarum literarum Meureri tanti progressus tantaque de iisdem magistri existimatio, ut adolescentulum. natu grandioribus condiscipulis praeficeret eique praelectionem fabularum Aesopi Graecarum committeret, quo conatu cum se ipsum doctiorem reddidisset et insuper magistri amorem, condiscipulorum admirationem sibi conciliasset, paulo post Lipsiam . . se contulit“ etc. Eine solche Heranziehung eines Schülers zur Mitwirkung beim Unterricht in einem Fache, wie es das Griechische unter solchen Umständen war, ist übrigens natürlich nicht mit der regelmäßigen Beschäftigung der Locaten zusammenzuwerfen. In Leipzig ward Meurer Baccalaureus „anno aetatis 18. decano Heinr. Godeschalco“, ging also sicher spätestens 1530 dahin, und Scheffel muß dies doch wohl noch später gethan haben. Die weitere ehrenvolle Laufbahn beider daselbst zu verfolgen, ist hier nicht der Ort. Zu den bei Schöttgen schon angeführten Nachweisen kommen jetzt vor allem die einschlägigen Bände des Cod. dipl. Sax. (s. deren Register). Scheffel, der in Leipzig Doktor und Professor der Jurisprudenz, Ratsherr, Syndikus und (1547) regierender Bürgermeister gewesen ist, starb am 7. Februar 1554 im Alter von 52 Jahren 4 Monaten und 8 Tagen (vgl. S. Stepner, inscriptiones Lips., Lips. 1675, p. 187).