Seite:Heft01VereinGeschichteDresden1872.djvu/30

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
September.

wurde zum Vorsitzenden, der Schuhmachermeister Knöfel zu dessen Stellvertreter und Advocat Hendel zum Schriftführer erwählt. Der Referent Dr. Döhn schickte voraus, daß es durchaus nicht in der Absicht des Comité’s gelegen habe, mit gegenwärtiger Versammlung etwa gegen die Katholiken als confessionell christliche Vereinigung Front zu machen, verbreitete sich dann sehr ausführlich über die Entstehungsgeschichte der Klöster und über das Klosterwesen früherer und späterer Zeit überhaupt und ging schließlich zur Beleuchtung der sächsischen Klosterangelegenheiten über. In die nach diesem Vortrage eröffnete Diskussion trat nur ein einziger Redner, Vahlteich, ein, welcher den social-demokratischen Standpunkt vertretend, der bloßen Annahme von Resolutionen keinen Erfolg Versprach, sondern auch für das Gebiet religiöser Freiheit ein radikales Vorgehen, den Austritt aus der Landeskirche empfahl, worauf nach einer Replik des Referenten die auf Abschaffung des Klosterwesens zunächst in Sachsen gerichteten Resolutionen ohne Widerspruch Annahme fanden und die Versammlung ½ 1 Uhr mit einem vom Vorsitzenden ausgebrachten Hoch „auf das Deutschland der religiösen Freiheit“ auseinander ging.

20.  Der König erfreute in Begleitung des Generaladjutanten von Witzleben Nachmittags 2 Uhr die unter Leitung des Dir. Heger stehende erste Bezirksschule, welche seit einem Jahre das neue Schulhaus an der Pillnitzer Straße inne hat und auch seit Ostern dieses Jahres im Besitze einer eigenen, sehr zweckmäßig eingerichteten Turnhalle ist, mit einem Besuche, wohnte in mehreren Classen dem Unterrichte bei, orientirte sich eingehend über die Einrichtung der Schule und schenkte zum Schlusse noch einer Turnproduction in der Turnhalle seine Gegenwart, wobei er besonders an der Art und Weise des Mädchen-Turnunterrichtes großes Interesse nahm. Als der König das Gebäude verließ, sangen zwei am Portale aufgestellte Oberclassen das Lied „Gott sei mit Dir, mein Sachsenland.“

21.  Wenige Minuten vor 12 Uhr Mittags verkündeten sechs Schläge der Sturmglocke des Kreuzthurmes ein Feuer innerhalb der Altstadt und durch die mit Blitzesschnelle sich verbreitende Nachricht von einem im k. Hoftheater ausgebrochenen Brande erschreckt, drängten sich alsbald Tausende von Menschen nach dem Theaterplatze und dessen Umgebung, um Zeugen eines beklagenswerthen Unglücks zu werden, das in wenigen Stunden einen der schönsten und ehrwürdigsten