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Es waren Bergleute und Handwerker, die mit ihren Frauen und Kindern von Goslar aus auf drei Wagen nach Braunschweig geschafft wurden. Von hier fuhren sie zur Einschiffung nach Bremen. Jeder erhielt von Wildhagen ein Handgeld von 2 Talern. Der König Georg verfügte die Festnahme des Wildhagen, doch war dieser mit seinen Harzern schon fort. Daraufhin wurden am 5. Oktober 1720 in einem Reskript des Königs das Wegführen von Personen vom Harze verboten und mit Strafe bedroht. Manche dieser Auswanderer kehrten nach einigen Jahren zurück, und der König erlaubte, daß die Verführten ohne Strafe wieder Arbeit erhalten könnten.

     In dieser Zeit soll auch eine größere Anzahl Oberharzer Bergleute, allerdings mit Genehmigung der Bergbehörde, nach der Grafschaft Cornwallis im Südwesten Englands angeworben sein, um den Betrieb der dortigen reichen Kupfer- und Zinngruben mit ihren Arbeitskräften zu unterstützen.

     Im Jahre 1737 fand auf Einladung des Grafen Friedrich Anthon von Jahrlsberg eine Auswanderung nach Norwegen statt, namentlich aus St. Andreasberg, wo sich 36 gemeldet hatten. Das neu angelegte Bergwerk lag unweit der See in der Grafschaft Jahrlsberg. Mit Zustimmung der Regierung in Hannover gab das Bergamt gern die Erlaubnis dazu, „indem man sowohl hier als zum St. Andreasberge mit Bergleuten so überhäuft ist, daß man nicht imstande ist, ihnen insgesamt Verdienst zu verschaffen, mithin den hiesigen Bergwerken viel mehr zuträglich als schädlich sein wird, wenn sich Gelegenheit fände, eine gute Anzahl Bergleute los zu werden.“ Aber Pässe sollten nur erhalten die Unverheirateten und diejenigen, welche Frau und Kinder gleich mitnehmen wollten. Sie sollten nicht heimlich davon gehen, sondern erst ihren Verpflichtungen den öffentlichen Kassen gegenüber nachkommen, insbesondere das Pfarrgeld und andere Schulden bezahlen.

     Die Bedingungen auf dem Norwegischen Bergwerke waren sehr günstig. Die Harzer sollten alle bergmännischen Freiheiten genießen. vor anderen befördert und mit guter Arbeit bedacht werden. Je nach ihrer Geschicklichkeit wollte man sie zu Puchsteigern, Unter- und Obersteigern und Geschworenen aufrücken lassen. Aus der Knappschaft sicherte man ihnen Krankengeld, Pension und Gnadengeld für die Witwe zu. Wer sich häuslich niederlassen wollte, erhielt Land zur Aussaat und konnte sich ein paar Kühe halten. Aber trotz dieser Annehmlichkeiten scheinen die meisten wieder zurückgekehrt zu sein, wie aus einer späteren Bemerkung des Andreasberger Rats hervorgeht.

     Nach mehrfachen Bekundungen haben auch bei dem berühmten Silberbergbau von Kongsberg in Norwegen, der im Jahre 1624 in Aufnahme kam, Harzer Bergleute mitgewirkt, die König Christian IV. kommen ließ. „Von dieser Verpflanzung stammt noch manche ursprüngliche deutsche Familie zu Kongsberg ab, deren Ursprung am Namen zu erkennen ist; ihr hat man die Aufnahme so vieler deutscher Kunstausdrücke, Grubenbenennungen und bergmännische Gebräuche zuzuschreiben, bei deren Wahrnehmung man zu Kongsberg so oft nach dem Harze versekt zu sein glaubt. Selbst das Häckel des deutschen Bergmanns ist mit nach Kongsberg gewandert und heißt hier Hackel.“ Die Grubennamen Gottes Hilfe und Haus Sachsen, sowie die Fachausdrücke Stollen, Fahrkunst u. a. haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Auch erhielten die Bergleute Magazinkorn zu einem festgesetzten Preise. Im Jahre 1685 wurde Heinrich Schlangbusch von den hannoverschen Bergwerken auf dem Harze in Kongsberg als Berghauptmann angestellt.

     Im Jahre 1751 kam eine Einladung zur Besiedeluig der englischen Kolonie Neu-Schottland in Nordamerika, wo den Auswanderern viele Freiheiten und Privilegien versprochen wurden. Jeder sollte 50 Morgen Land haben, auf 10 Jahr frei von allen Abgaben, außerdem auf ein Jahr freien Unterhalt mit den nötigen Lebensmitteln usw. Vermittler war der Kaufmann John Dieck in Rotterdam und Agent der frühere Schuhmacher Hammer aus Clausthal. Die Reisekosten betrugen 8 Pistolen, die in Neu-Schottland abverdient werden mußten.

     Das Bergamt bewilligte als Beisteuer zur Reise nach Rotterdam für jeden Familienvater 8 Talar, für jeden Burschen 5 Taler und für jeden Puchknaben 3 Taler. Es fanden sich etwa 50–60 Personen, die zunächst nach Hameln reisten, um von dort mit dem Schiffe nach Rotterdam zu gelangen. Da sich aber in Hameln niemand ihrer zum Weitertransport annahm, und der dortige Bürgermeister anfragte, was mit ihnen werden solle, ließ sie der Berghauptmann durch den Geschworenen Stelzner Zurückholen. Nur 10—12 sollen nach Rotterdam und von hier nach Neu-Holland gekommen sein. Einer von ihnen war der Bergmann Pichelmeyer, der nach seiner Rückkehr von Neu-Schottland 1753 ein betrübendes Bild von der Kolonie entwarf, aus der er mit andern geflohen war.

     Trotzdem wurde fortwährend für die Auswanderung nach Neu-Schottland geworben, namentlich von Hammer, der sich dort in Hallifax häuslich niedergelassen hatte. Im Herbst 1752 kam er nach Clausthal zurück, und bald hatten sich bei ihm wieder 60 Personen angemeldet, doch ist nicht ersichtlich, ob sie nach Neu-Schottland oder Pennsylvanien ausgewandert sind.

     Günstiger als in Neu-Schottland waren die Ansiedelungen in den Provinzen Pennsylvanien, New-York und Süd-Carolina, und dorthin haben in der