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Ende des 16. Jahrhunderts ab Feldgestänge angewandt, mit denen die Bewegung der Wasserräder auf Hunderte von Metern nach den Schächten übertragen werden konnte. Die Hanfseile wurden nach einer 1568 von dem Goslarer Zehntner Christoph Sander gemachten Erfindung in den tieferen Schächten durch eiserne Ketten, sogenannte Eisenseile, ersetzt.

     Unternehmungen von weitschauender Bedeutung waren die Stollenbauten, zu denen die Taleinschnitte der Harzberge mannigfach Gelegenheit boten. Da sie bei der Festigkeit des Gesteins und dem langsamen Fortschritten der Schlägel- und Eisenarbeit große Ansprüche an die Geduld und die Kasse der Unternehmer stellten, der Regel nach auch nicht nur einzelnen sondern vielen Gruben gleichzeitig zugute kamen, ergab es ich als naturgemäß, daß sie mit den aus der Zehntabgabe und dem Vorkaufsrechte fließenden Mitteln von der Landesherrschaft ausgeführt wurden. Ein Beispiel von der Größe der Arbeiten bietet die Angabe, daß der von Heinrich dem Jüngeren 1548 angesetzte Frankenscharnstollen in 14 Jahren 2700 Meter weit durch taubes Gestein getrieben werden mußte, ehe er in dem Zellerfelter Gangzuge einkam.

     Die Rechtsform der Unternehmungen war nach den für die Einzelgebiete wiederholt neu erlassenen Bergordnungen in der Regel die von Gewerkschaften, deren Anteile aus 124 zubußpflichtigen und 6 Freikuxen bestanden. Vier der Freikuxe gehörten dem Landesherrn und je einer der Kirche und der Gemeinde. Der Betrieb der Gruben wurde von der Bergbehörde überwacht. Die Gewerken hatten sonst aber in dieser ersten, bis etwa zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges reichenden Periode noch große Selbständigkeit. Ihre wirtschaftlichen Erfolge waren auch, solange die Gruben noch geringe Tiefen hatten, durchschnittlich gut. Blieben auch viele, ja wohl die meisten Bergbauversuche ohne dauernden Erfolg, was daraus zu entnehmen ist, daß die Ausbeutegruben zu allen Zeiten nur einen geringen Teil aller betriebenen Gruben ausgemacht haben, so wurden durch einen glücklichen Erfolg doch die Kosten vieler fehlgeschlagener Unternehmungen meist reichlich ersetzt. Gute Ausbeute gaben während des 16. Jahrhunderts besonders die Gruben des Zellerfelder und Spiegelthaler Zuges, während die Gruben der Clausthaler Seite noch weniger hervortraten. Der Andreasberger Bergbau zeigte große Schwankungen, die in der nesterartigen Natur der Silbererzvorkommen begründet waren. Seine Glanzzeit fällt nach einem starken Abfall in der Mitte des 16. Jahrhunderts in die Jahre 1560–1580, wo sich zwei Gruben, St. Georg und Hülfe Gottes, aus der Zahl der übrigen, wenig bedeutenden Gruben derart heraushoben, daß sie in den beiden Jahrzehnten mehr als 200000 Speziestaler Ausbeute gaben. Nach ihrer Erschöpfung ging der Bergbau schnell wieder zurück und kam von Anfang des 17. Jahrhunderts an fast ganz zur Ruhe.

     Die Lage des Bergbaues wurde allgemein schwieriger, als die Gruben an Tiefe zunahmen. Der Verhieb war in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts schon meist unter die damaligen Stollensohlen vorgedrungen. Die Gesenkbaue waren daher nur mit großer Mühe noch trocken zu halten. Sie kamen bemerkenswerterweise oft gerade in den niederschlagsarmen Zeiten zum Ersaufen, weil dann die Aufschlagswasser für den Betrieb der Künste fehlten. Es kam hinzu, daß die leichter gewinnbaren reichen Erze aus der obersten Teufe abgebaut waren und daß es nun nicht nur schwerer fiel, neue bauwürdige Erze zu finden, sondern daß auch die Gewinnung der größeren Tiefe wegen schwieriger und teurer geworden war. Die Verhältnisse waren daher bei vielen Gruben schon kritisch geworden, als der Dreißigjährige Krieg ausbrach.

     Die verheeerenden Wirkungen des Kriegs machten sich beim Bergbau vielfach geltend, brachten ihr aber doch nicht ganz zum Erliegen. Nach dem Kriege dauerte die Unsicherheit im Lande noch lange an. Auch fehlte es an Menschen und bei den Gewerken an Geld, um die Kriegsschäden schnell zu beseitigen und dem Bergbau diejenigen Hilfen zu bringen, die er teilweise schon vor dem Kriege nötig gehabt hätte.

     Die Stellung der Gewerkschaften erfuhr unter diesen Umständen eine grundlegende Änderung. Hatten die Gewerken in der ersten Betriebsperiode die für den Betrieb erforderlichen Mittel im wesentlichen allein aufgebracht und nur untergeordnet, besonders gegen Ende der Zeit, die Hilfe der Landesherrschaft in Anspruch genommen, so kehrte sich das Verhältnis jetzt um. Sollten die der Zahl nach weit überwiegenden Zubußbetriebe vor der Einstellung bewahrt werden, so mußte ihnen der Zehnte gestundet oder erlassen, die von den Gewerken nicht mehr erlangbare Zubuße aus der Zehntkasse vorgeschossen und der Ankaufspreis der Erzeugnisse, der vordem höchstens drei Viertel des Marktpreises betragen hatte, erhöht werden. Eine weitere Art der Unterstützung von Hoffnung gebenden Gruben bestand darin, daß Ausbeutegruben und Gemeinden veranlaßt wurden, einen Teil der Zubußkuxe zu übernehmen. Herrschaftliche Zuschüsse