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Pfarrer. Als Bergstadt wird es 1623 zuerst erwähnt.

     Die erste urkundliche Nachricht vom heutigen St. Andreasberg, wo der „Alte Mann“ außer auf Eisen- und allenfalls Kupfererze noch nicht gebaut hatte, rührt vom Jahre 1487 her, betrifft aber nur einen bald wieder eingestellten Versuchsbau. Im Jahre 1521 erließen die Grafen von Hohnstein, veranlaßt durch einen am Beerberge gemachten reichen Silbererzfund, eine Bergfreiheit, aus der hervorgeht, daß damals noch keine feste Ansiedelung am Andreasberge bestand. Der Erlaß der Bergfreiheit hatte zusammen mit den Nachrichten über bald folgende neue Silbererzfunde den Erfolg, daß sich der Ort überraschend schnell entwickelte und nach wenigen Jahren „das Bergwerk zu St. Andreasberg gewaltig floriret und herrliche Ausbeute gegeben.“ 1537 standen 116 Gruben im Bau, und 1539 waren „Richter, Borgermester und Rad up sancti Andreasberge“ in Tätigkeit.

     Untersuchungen über die Herkunft der Bevölkerung, die sich in dem bis dahin unbesiedelten Oberharze in wenigen Jahrzehnten sammelte, haben ergeben, daß die Einwanderer überwiegend aus dem westlichen Erzgebirge stammen, nur zum kleineren Teile aus anderen Gegenden, besonders aus Thüringen. Die Einwohner haben nach dem Oberharz sowohl ihre heimischen Grubennamen als auch ihre hochdeutsche Mundart mitgebracht. Letztere hat sich seitdem inmitten des umliegenden niederdeutschen Sprachgebietes wenig verändert erhalten und ist nur in neuester Zeit durch den Einfluß von Schule und Verkehr mehr als früher in ihrem Bestande bedroht.

     Die Technik des Bergbaues war nach seiner Wiederaufnahme zu Anfang einfachster Art. Die Städte wurden in geringen Abständen im Gangeinfallen niedergebracht und die Erze in dem Maße, wie die Schächte niederkamen, im „Strossenbau“ mit Schlägel- und Eisenarbeit gewonnen. Handhaspel und Pferdegöpel dienten mit Hanfseilen zur Förderung der Erze und zur Hebung der die Grubenwasser enthaltenden ledernen „Bulgen“. Vereinzelt wurden auch „Heinzenkünste“ von der im Rammelsberge durch Klaus von Gotha eingeführten Art verwandt.

     Mit dem Tieferwerden der Baue, das im Oberharz wegen der geringeren Mächtigkeit der Erzmittel schneller als im Rammelsberge vor sich ging, wurde die Technik vor neue Aufgaben gestellt. Die Menschen- und Tierkraft wurde bei der Förderung und Wasserhaltung mehr und mehr durch Wasserkraft ersetzt. Radkünste mit Krummzapfen, Holzgestängen und Pumpensätzen, wie sie Heinrich Eschenbach um 1560 im Rammelsberge eingebaut hatte, fanden anstelle der Bulgenförderung und der Heinzenkünste auch im Oberharz Eingang. Zur Sicherung der Aufschlagswasser in Zeiten der Trocknis wurden Sammelteiche angelegt, deren älteste schon von Herzog Heinrich dem Jüngeren herrühren. Da die Schächte oft an Stellen lagen, zu denen sich die Wasser schwer hinführen ließen, wurden vom