Seite:Harz-Berg-Kalender 1903 035.png

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.


     – Beruhigungsmittel für Pferde, die sich beschlagen lassen wollen; Petersilienöl, welches, auf die Hand gerieben und dem Pferde unter die Nüstern gehalten oder über die Nüstern eingerieben, das Thier stets mit sicherem Erfolge beruhigen soll.

     – Ausrangirte Lampen zu verwenden. Von unbrauchbaren alten Hängelampen schraubt man den Ring ab, der die Glocke gebalten hat und broncirt den Behälter mit Goldbronce, und wenn nöthig, auch die Ketten. Man hat nun eine sehr nette Blumenampel, in welche man entweder einen Topf mit einer Schlingflanze stellen kann oder man schmückt die Ampel mit gemachten Blumen.




     – Ein großmüthiger Geber. Der englische Lustspieldichter Sheridan befand sich als Gast auf dem Landgute eines reichen Lords. Wie gewöhnlich, befand er sich in Geldklemme, und zwar nannte er nur noch ein Fünfzigpfennigstück (sixpence) sein eigen. Dabei war er sich mit Grauen bewußt, daß bei seiner Abreise die ganze Dienerschaft des Hauses die Hände nach einem Douceur ausstrecken würde. Doch er war nicht umsonst ein erfinderischer Kopf. Kurz vor seinem Abschiede unternahm er einen Spaziergang nach einer benachbarten Stadt und ließ sich unter einem scherzhaften Vorwande sein letztes Geldstück zu lauter blanken Kupferpfennigen (farthings) umwechseln. Als er sich nun verabschiedete, fand er wie gewöhnlich die ganze Freitreppe, die er passiren mußte, um in den unten harrenden Wagen zu gelangen, mit sich verbeugenden Dienern umsäumt. Mit würdevoller Haltung langte er in die Tasche und theilte jedem ein glitzerndes Geldstück zu, das sie mit tiefer Verbeugung in Empfang nahmen, weil sie es für ein Goldstück hielten. Zartfühlend hielt jeder sein Theil in der geschlossenen Hand, ohne einen Blick darauf zu werfen. Ehe aber Sheridan die unterste Stufe erreicht hatte und in den Wagen steigen konnte, hatte sich dem auf der obersten Stufe stehenden Verwalter ein unbehaglicher Zweifel aufgedrängt: das vermeintliche Goldstück fühlte sich doch eigentlich recht sonderbar an. Ein verstohlener Blick – und der Humbug war entdeckt! Trotz seiner Jahre war der Mann mit bemerkenswerther Eile die Treppe hinuntergesprungen und stand in ehrerbietiger Haltung vor dem sich zu rechtsetzenden Dichter, ihm das blinkende Kupferstück hinhaltend: „Ew. Gnaden haben sich wohl geirrt!“ – „Nein, mein guter Freund,“ gab Sheridan leutselig zur Antwort, „ich habe mich durchaus nicht geirrt (Kutscher fahren Sie zu!) – ich gebe nie weniger!

     Der Wagen rollte davon, und mit langem Gesicht drehte der Verwalter sich zu den entrüsteten Mitbetrogenen um. Gut, daß Sheridan die Ehrentitel nicht hören konnte, die ihm hinter seinem Rücken angehängt wurden!

     – Ein Gedanke Händels. Der große Komponist Georg Friedrich Händel verschmähte, wie bekannt ist, keineswegs ein gutes Mahl und einen guten Trunk. Eines Tages sandte ihm einer seiner Verehrer ein Dutzend Flaschen Champagner feinster Marke. Da ihm dies Dutzend zu wenig dünkte, seine Freunde damit zu bewirthen, beschloß er, das kostbare Getränk für eigenen Gebrauch zu reservieren. Kurze Zeit darnach gab er seinen Freunden ein Gastmahl; nach demselben sehnte er sich sehr nach einem Glas seines guten Champagners, aber wie, unter welchem Vorwand konnte er sich von der Tafel erheben? Er verfiel in tiefes Sinnen, plötzlich sprang er auf, preßte die Hand gegen die Stirn und murmelte, „ein Gedanke, ich habe einen Gedanken“. Die Gesellschaft, die vermuthete, daß ihm soeben eine seiner sublimen Melodien eingefallen sei, die er jetzt eiligst zu Papier bringen wollte, ließ ihn unter ehrfurchtsvollem Schweigen hinausgehen. Bald darauf kehrte er zurück, aber es dauerte nicht lange, als er einen zweiten, dritten und vierten Gedanken hatte. Einer seiner intimen Freunde, dem dieses häufige Weggehen doch etwas seltsam erschienen, stand auf und folgte dem Meister leise in das Nebenzimmer. Und hier beobachtete er wie Händel schnell hintereinander mehrere Gläser seines geliebten Champagners leerte. Die Entdeckung erregte ungeheure Heiterkeit in der Gesellschaft und der „Gedanke“ Des großen Meisters wurde in London sprichwörtlich.




WS: Werbung nicht transkribiert.