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     – Heißes Wasser bei Blutungen. Bei blutenden Wunden wendete man bisher Umschläge von kaltem Wasser an. In den letzten Jahren wurde jedoch von verschiedenen Ärzten darauf aufmerksam gemacht, daß heißes Wasser zum Stillen des Blutes viel nützlicher sei. Die Erfahrung hat diese Empfehlung bestätigt; denn man braucht nur reine Watte in heißes Wasser zu tauchen und auf blutende Wunden zu legen, alsbald wird das Bluten nachlassen. Neuerdings wird auch von Ärzten heißes Wasser bei Nasenblutungen und Magenblutungen mit recht gutem Erfolge angewendet. Dr. Flaschen in Freiburg (Schlesien) hält das Trinken von heißem Wasser bei Magenblutungen für das sicherste und angenehmste Mittel und hat seit ca. 5 Jahren dasselbe bei genanntem Leiden stets bewährt gefunden. Er läßt das Wasser so heiß, wie es vertragen wird, in Menge von ½, bis ¾ Wasserglas hintereinander trinken. Daß die Gerinnung des Blutes dadurch schnell vor sich ging, zeigten später ausgebrochene große Stücke von Blutgerinnseln, welche selbst ohne Schaden für weitere Blutungen unter Würgen gelegentlich entleert wurden.

     – Neugetünchte oder tapezierte Stuben vom üblen Geruch zu befreien. Den ebenso unangenehmen als ungesunden Geruch neugetünchter oder tapezierter Zimmer kann man auf folgende Weise vertreiben. Nachdem man die Fenster und Thüren solcher Räume geschlossen hat, bringt man glühende Kohlen hinein und streut einige Hände voll Wacholderbeeren darauf. Nach etwa zwölf Stunden öffnet man alle Fenster und Thüren, damit frische Luft eindringen kann, und man wird finden, daß der üble Geruch vollständig verschwunden ist.

     – Vertilgung von Fliegen in den Ställen. Wie oft schon ist in Fachblättern diese Frage gestellt worden, es sind wohl auch allerhand Mittel angegeben worden, die sich aber in der Praxis als unzulänglich erwiesen haben. Mein Kuhstall, schreibt in der „Ill. Landw. Ztg.“ Herr B. Spitze-Ndr. Thomaswaldau, war in den verflossenen Monaten wie alljährlich wiederum durch, Millionen von Fliegen belästigt. An einem Morgen, Mitte Januar, waren sie wie aus der Erde gezaubert da, der Milchertrag ging um ca. 50 Liter zurück, da die Kühe an diese plötzliche Invasion noch nicht gewöhnt waren und keine Ruhe hatten. In meinem Kuhstall sind 20 steinerne Säulen, die Köpfe derselben und die Gurtbögen waren zu unheimlichen Fliegenlagerstätten umgewandelt. Zur Vertilgung ließ ich nun die Säulenköpfe mit Zeitungspapier umhüllen, welches mittelst eines Bindfadens festgebunden wurde. Dieses Papier wurde nunmehr mit Vogelleim, der warm gemacht dünnflüssig ist, bestreichen. In derselben Weise ließ ich mehrere große Bogen Backpapier an eine Holzleiste nageln, auf beiden Seiten mit dem Leim bestreichen und an verschiedenen Stellen des Stalles, wo die Fliegen am zahlreichsten auftraten, aufhängen. Der Erfolg war ein durchschlagender, die Papiere waren in einem Tage mit unzähligen Legionen von Fliegen besetzt. Nachdem ich die Procedur viermal vollständig wiederbolt und die Fliegenvertilgung zwei Wochen lang fortgesetzt habe, bin ich diese lästigen Insekten endlich bis auf kleinere Massen, die noch nach und nach sich fangen werden, los. Unter 3 Pfund Fliegenleim habe ich zum Anlocken stets ein Pfund Syrup für 20 Pfg. mischen lassen und im Ganzen bis jetzt 8 Pfund Syrup und 25 Pfund Vogelleim verstrichen. Das Pfund fertiger Vogelleim kostet 55 Pfg., so daß ich ca. 15 Mark bare Auslagen hatte. Sobald dies die Frühjahrsluft gestattet, lasse ich den Stall gut weißen, und dann hoffe ich, event, unter Wiederholung jenes Mittels die Fliegenplage in meinen Ställen los zu sein. Jedem Fachgenossen kann ich diese Vertilgungsweise als praktisch und erfolgreich empfehlen.

     – Gegen Entzündung der Augenlider. Derartige Entzündungen verschwinden nach und nach, wenn man die über Nacht angesammelten Krusten nach vorhergegangener Erweichung durch Oliven- oder Süßmandelöl mit einem Schwämmchen abreibt und dann die entzündeten Liderränder täglich zweimal mit rother Augensalbe überstreicht.

     – Licht und Butter. Man darf die Butter nicht dem Tageslicht aussetzen, wenn dieselbe sich frisch erhalten soll. Professor Dr. Soxhlet in München bat nachgewiesen, daß das Butterfett im Licht rasch talgig wird und zwar im Tageslichte, sowie im blauen und violetten am leichtesten. Es empfiehlt sich daher, Butterglocken aus rothem oder gelbem Glase zu benutzen, welche die wirksamen Lichtstrahlen abhalten. Das Bedecken der Butter mit grünen Blättern, wie dies auf den Märkten zu geschehen pflegt, ist durchaus zweckentsprechend, weil der grüne Farbstoff die schädlichen, brechbaren Lichtstrahlen in unwirksame verwandelt. Die Bauernpraxis hat also einmal wieder, lange vor der theoretischen Begründung das Rechte getroffen.

     – Das Putzen der Schimmelpferde. Um die gelbe Farbe zu entfernen, welche Schimmel leicht an solchen Stellen erhalten, die viel mit Mist in Berührung kommen, stampft man Holzkohle möglichst fein, rührt sie dann mit Wasser an, so daß das ganze einen Brei bildet, schmiert nun die gelben Flecken tüchtig ein, läßt sie dann trocknen, entfernt hierauf das Kohlenpulver mittelst Strohwischen und bearbeitet die Stelle tüchtig mit der Kartätsche. Die Flecken werden hierdurch vollständig entfernt und das Haar bekommt eine schöne weiße Farbe

     – Angerostete Stellen an den Messern bestreiche man mit Petroleum und reibe sie hierauf mit heißgemachtem, feinem, weißen Sande oder heißer Steinkohlenasche ab. Letzteres Verfahren ist bei Tischmessern vorzuziehen, weil der feingesiebte Sand die Gefahr in sich birgt, auf Stahlklingen Kritzel zu erzeugen