Seite:Hartung Geheimbuch eines deutschen Handelshauses.djvu/27

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bei Würdigung dieser Zahlen ist zu berücksichtigen, dass die Aussenstände, wie oben gezeigt, in jedem Jahre 40–50000 fl. an die Geschäftsteilhaber und ihre Beamten gezahlte Vorschüsse enthalten, und das Schwatzer Konto zugleich den Wert umfangreicher Warenvorräte an edlen Metallen in sich schliesst; das Bergwerk allein steht z. B. 1561 nur mit 90 000 fl. zu Buche, und 1562 waren zur Zeit der Abrechnung für 12 300 fl. Silber und Kupfer von Schwatz aus unterwegs. Auch nicht unbedeutende Barmittel befanden sich dort, im Jahre 1555 werden 7555 fl. angegeben, 1652 sogar 10 645 fl., was vielleicht darauf deutet, dass die Geschäftsstelle damals nicht nur der eigenen Produktion diente, sondern zugleich als Sammelbecken benutzt wurde, in welches man durch Aufkauf auch die Erzeugnisse fremden Bergbaues zu leiten wusste.

Im übrigen treten als charakteristische Momente in der Entwickelung des ganzen Geschäftsbetriebes hervor die lange Jahre anscheinend konstant bleibende Ausdehnung des Warenhandels und gleichzeitige schnelle Entwickelung des Geldgeschäftes, die sich in dem rapiden Wachstum der Aussenstände abspiegelt und besonders auf die Gestaltung der Dinge in Antwerpen zurückzuführen ist. Dann folgt der Umschwung anfangs der fünfziger Jahre. Das Interesse wendet sich in erhöhtem Grade der Montanindustrie und ihren Produkten zu, der Warenhandel nimmt einen neuen Aufschwung, neue Faktoreien werden begründet, und in engem Zusammenhange damit treten die finanziellen Beziehungen zu den österreichischen Habsburgern in den Vordergrund und führen zu Unternehmungen, die des Risikos freilich auch nicht ermangelten, aber doch, soweit unsere Einsicht in die Verhältnisse reicht, einen sehr viel höheren Grad von Sicherheit bei nicht geringen Gewinnchancen besassen, als jenen, auf dem heissen Boden der Antwerpner Börse verfolgten Spekulationen innegewohnt hatte.

Die Objekte des Warenhandels waren im ganzen dieselben, wie sie dem deutschen Handel jener Zeit überhaupt zu Grunde