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vor der Krisis der sechziger Jahre ihre geschäftliche Lage günstiger zu gestalten wusste.

Die Aussenstände der Zentralstätte in Augsburg endlich erreichen ebenfalls eine bedeutende Höhe und wachsen im Laufe der Zeit an, während das Warenkonto trotz mancherlei Schwankungen im ganzen doch konstant bleibt und von jenen immer um 200 %, meist aber um einen noch höheren Betrag übertreffen wird. Indessen ist dabei zu berücksichtigen, dass diese Augsburger Aussenstände zum grossen Teil nur einen rechnerischen Charakter tragen und auf gewisse Grundsätze der Verwaltung sowie der Bilanzierungstechnik zurückzuführen sind. Es finden sich nämlich unter ihnen auch die gesamten Vorschüsse gebucht, welche die Firmeninhaber, ihre „Mitverwandten“ und Beamten innerhalb der Abrechnungsperiode empfangen hatten. Diese Vorschüsse aber, die dann bei der Generalrechnung entsprechende Berücksichtigung fanden, erreichten meist eine bedeutende Höhe. So hatten 1541–1543 allein die Firmeninhaber „zu ihrer Notdurfft“ 39 121 fl. vorweg „eingenommen“; 1545–1547 betrug dieser Posten 33 558 fl., 1557–1560 sogar 75 955 fl. und 1561–1562 38 418 fl.[1]. Ebenso haben die Beamten der Gesellschaft, die zum Teil mit eigenem Kapital beteiligt waren, ihre Besoldung sowie den in Aussicht stehenden Gewinn nicht selten


  1. Es ist sozialgeschichtlich nicht uninteressant, in betreff des Geldbedarfes solcher Handelsherren hier noch etwas zu spezialisieren. Von 1541–1543 wurde an Vorschüssen ausgezahlt an die drei Hauptbeteiligten Ulrich Link, Anton Haug und Hans Langenauers Erben je 6895, 12 929 und 14 223 fl. An die „Mitverwandten“, meist Angehörige der Inhaberfamilien und mit eigenem Kapital beteiligt, Melchior Manlich, Ludwig Haug, Lienhart Haug, Anton Haug, je 1905, 926, 571 und 1672 fl. Von 1557 bis 1560 wurde vorausgezahlt an die vier Firmeninhaber Hans Langenauer (d. Jüngeren), Melchior Manlich, David Haug und Melchior Link je 13 916, 36 309, 16 814, 8916 fl. In dem letzten Rechnungsjahre 1561/62 erhielten dieselben 6264, 10 109, 10 732 und 7891 fl. Bei Beurteilung dieser Zahlen ist die Höhe der Geschäftsanteile der einzelnen zu berücksichtigen, von denen später die Rede sein wird. Auch besassen die Genannten ausser ihrem Geschäftsanteil wohl meist noch Privatvermögen.