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sind, als sie sind, wodurch sie für unseren gegenwärtigen Geschmack auch einen etwas altväterischen Eindruck machen. Beim Betrachten jener Ausstellung sieht man aber mit einer gewissen Ueberraschung, daß es gerade Oberländer ist, der dabei am meisten verliert, Schlittgen und Harburger z. B. mit ihrer sorgfältig ausgeführten Detailzeichnung stehen sich bei der technischen Verkleinerung garnicht schlechter als auf dem großen Originalformat. Oberländer verliert bedeutend und aus einem ganz bestimmten Grunde, der das Wesen seiner Kunst als Zeichner ist. Er ist ganz Psychologe, Tier- und Menschenpsychologe, und seine ganze Psychologie liegt im Umriß. Die Linie ist bei ihm Alles. Er gebraucht sie am liebsten, er vereinfacht sie auf’s Aeußerste, er schaltet alles Beiwerk aus, was man beobachten kann, wenn man ihn bei der Arbeit sieht. Er liebkost sie, er kajolirt, er füllt sie mit dem ganzen Böse-Buben-Humor, der der Grundzug seiner Beobachtung ist. Und in dieser auf’s Notwendigste vereinfachten Linie ist sein Liebling wieder die Nüance, – die ganz kleine, die kaum wahrnehmbare, aber Alles sagende, die ganze Seelenstimmung des kritischen Momentes ausdrückende Nüance. Diese ist selbst auf seinen großen Zeichnungen oft nur eine ganz, ganz kleine Linie, die eine ganz, ganz kleine Bewegung ausdrückt, ein Nichts, das den Beschauer kitzelt, daß er lachen muß, und ihn zugleich, da er selbst auch ein Mensch ist, in eine recht komplicirte und nicht immer gemütliche Stimmung versetzt, – einfach aus beunruhigtem Solidaritätsgefühl.

Diese Nüance, diese kleine Linie verliert sich sehr oft bei der verkleinerten Herstellung. Sie ist gewiß noch da, aber zu mikroskopisch. Nicht jedes Auge ist scharf genug, um sie zu sehen, und auch ein scharfes Auge übersieht sie leicht aus unverschuldeter Unaufmerksamkeit. So kommt es, daß in den „Fliegenden“ gewöhnlich die gröberen und einfacheren Seiten des Oberländer’schen Humors auf den Beschauer wirken und ein vereinfachtes Lachen auslösen, das er eigentlich garnicht beabsichtigt hat hervorzurufen.

Ich will ein Beispiel anführen, aus dem das sich erläutern wird. Auf der Ausstellung im „Kunstverein“ war besonders eine Zeichnung Oberländers, die ich noch nicht kannte und in der er sich als Kinderpsychologe – eine Lieblingsaufgabe von ihm – betätigte. Es war das Kind auf dem Topf, ein Beitrag zur menschlichen Erziehung.

Auf einem Nachttöpfchen sitzt ein Kind, um bei Zeiten zu lernen, sich reinlich zu betätigen. Damit es nicht vorzeitig aufstehe, muß es unterhalten werden, was schon eine gewisse grausame menschliche Marotte andeutet. Diese Unterhaltung besorgt der dienstfertige Hund im unvermeidlichen Kreislauf in seinen eigenen Fußtapfen. Das Kind ist im häuslichen Negligé, es hat nur ein gestricktes wollenes Hemdchen an, das unentbehrlichste Kleidungsstück aller Kinder von Dänemark nordwärts, – eine Beobachtung, die Oberländer doch eigentlich nicht in Süddeutschland gemacht haben kann, (aber denken wir nur in Parenthese an seine köstliche Geschichte

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Ola Hansson: Oberländer und die „Fliegenden“. S. Schottlaender, Breslau 1904, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hansson_Oberl%C3%A4nder_und_die_Fliegenden.djvu/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)