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Hans Bötticher (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s


Energisch zieht er ein Schubfach heraus und schickt sich an, eine Banknote zu kuvertieren. Danach klingelt er leicht, später nochmals stärker. Währenddem überlegt er in zunehmender Aufregung, wie er das Geschenk möglichst anspruchslos und unauffällig anbringen könne. Jedoch ehe er noch zu einem endgültigen Entschluß gelangt, erscheint das Stubenmädchen auf der Schwelle, wo sie etwas Herkömmliches von „befehlen“ und „Herr Professor“ abschnurrt und mit verweinten Augen wartet.

Er geht – wie sie ihn meist antrifft – grübelnd, mit kurzen Schritten auf und ab, eine geschweifte Linie im Teppichmuster verfolgend, und in den überm Rücken verschlungenen Händen hält er ein weißes Kuvert.

„Ja, ja, Agnes,“ murmelt er wie für sich selbst, „Glaube, Liebe, Hoffnung – – er hat wohl recht – das vergeht nie.“

Das Mädchen hat nicht verstanden. „Wie befehl’n Herr –’fessor?“ fragt sie klanglos.

„Wissen Sie, häm, Agnes,“ entgegnet er, zerstreut, stockend, und wünscht eine jäh aufsteigende Verlegenheit hinter nervösen Gesten zu verbergen, „ich möchte dem tätowierten Apion eine kleine – Dedikation machen – häm – Sie –“

Agnes hat recht gehört, aber nicht begriffen. „Wie befehl’n Herr –’fessor?“ bringt sie schüchtern hervor.

Eine beiden fatale Pause folgt.

Huch! Dieses Blähschaf! Was befehl’n Herr

Empfohlene Zitierweise:
Hans Bötticher (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s. München: Albert Langen, 1913, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_B%C3%B6tticher_Ein_jeder_lebts_087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)