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Hans Bötticher (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s

die Hand aus. Der Weißhaarige drückt diese unter einer pompösen Verneigung: „Ah, es fr–fr–freut mich, Baron St–St–St–Stofstoffstoffsky, Euer Hochwohlgeboren beim Wiederaufbau des Kollisseums anzutreffen. D–d–darf ich alte Ruine mich daneben setzen?“

Frau von X. lacht, eigentlich über Pielmanns Schuhe. Es fällt ihr ein, daß er niemals auf der Bühne stottert. „Nein, wie Sie drollig aussehen. – Haben Sie Kinder gern?“

„Ich sehe, spreche, erziehe sie gern. – Und Ihnen geht’s also gut?“

„Nun ja, so, so, man hat viele Sorgen, mit den Dienstboten, und Roby ist unfolgsam, und jetzt wird unsere Wohnung tapeziert. – Und Sie? Sind Sie ein berühmter Mann geworden?“

„Dann würden Sie wohl nicht fragen. Als wir uns zuletzt sahen, war ich schon ein geschiedener Gatte und beinahe ein halb Jahrhundert alt; von solcher Höhe steigt man nicht mehr. Was macht denn Ihre Malerei?“

„Die habe ich aufgegeben, aber Sie, etwas müssen Sie doch erreicht haben?“

„Ja, ja, natürlich, selbstverständlich, zum Beispiel diesen prächtigen Filzhut. – Wohnen Sie am Strand?“

„Wir haben hier ein Sommerhaus, mein Mann wird sich ungemein freuen, Sie kennen zu lernen. Er fuhr zur Stadt um Billette für – –“ und sie berichtet weiteres und fragt dazwischen mancherlei. Ihr alter Bekannter unterbricht sie nur

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Hans Bötticher (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s. München: Albert Langen, 1913, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_B%C3%B6tticher_Ein_jeder_lebts_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)