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Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Sachsen : Hugo von Bose


großer Mannigfaltigkeit zu haben. Die Grenzen, welche diesem Werk vorgeschrieben sind, gestatten es nicht, über die vielen großartigen, mit Intelligenz geleiteten Baumwollen-Manufactur-Etablissements, welche hier bestehen, speciellere Angaben aufzunehmen. Zu Sachsens Ruhm in industrieller Hinsicht trägt Plauen so wie das Voigtland überhaupt ganz vorzüglich bei. Das unermüdete, oft mit großen Opfern verbundene Streben der Fabrikherren, die Erzeugnisse für Frauen und Mädchen, deren Luxus, wie bekannt, eine hohe Stufe erreicht hat, auf die geschmackvollste, stets den französischen oder englischen Fabrikaten gleichender Weise darzustellen, verdient die vollständigste Anerkennung, und zwar dadurch, auch diesen inländischen Erzeugnissen stets den Vorzug zu gewähren. Jede Frau und jedes Mädchen in Sachsen kaufe nur sächsische Waar; denn würdigen diesen Wunsch alle, jetzt über 900000 betragenden Personen des schönen oder weiblichen Geschlechts, so ist damit für des Vaterlandes Wohlstand viel gewonnen. Gönnet ihr Schönen, den meist armen, aber sehr geschickt und fleißig seienden Verfertigern und Verfertigerinnnen die aus der geneigten Beachtung des erwähnten Wunsches hervorgehende Freude.

- Turnanstalten und Turnfeste. - Landwirtschaftliche Notizen, den Amtsbez. Plauen mit Pausa betr. Es wurden von einem Dr. Schfl. Aussaat geerntet an Weizen: 2-2¾ Schfl. aus 1½ - 3 Sch.; Roggen: 1¼ - 3 Sch. aus 2½ - 1¾ Sch.; Gerste: 1½ - 4 Schfl. aus 1½ - 2 Sch.; Hafer: 2¼ - 5 Schfl. aus 1 - 1¾ Sch. Ein Voigtländer, Namens Hans Rogler, war es, der im J. 1647 die Kartoffeln zuerst nach Sachsen brachte; doch wurden sie erst 1717 durch den General Wilkau dort eigentlich verbreitet.

Das 200jährige Fest der Einführung dieser kostbaren Frucht, zur Erntezeit im J. 1847, könnte durch die gewiß leicht zu bewirkende freie Abgabe eines Scheffels von jedem sächsischen Feldbesitzer an einen in jeder Stadt 1847 zu bildenden Verkaufs-Comité die Mittel zur Begründung einer auf die Landwirtschaft Bezug habenden Stiftung gewähren. - Zur Beförderung der Culturmethode dieser Frucht sei zugleich die Schrift von T. L. Seidel in Moritzburg empfohlen, da durch die Beachtung der Seidel’schen Regeln eine bedeutend höhere Ernte sich ergiebt.


Stadt Elsterberg mit Rittergut Frankenhof (2465 E., 264 Wgb.), liegt 1 ½ M. nördl. von Plauen, südwestl. von Zwickau, sehr nahe der Grenze zwischen Sachsen und dem Fürstenthume Reuß, in einer coupirten Gegend des Elsterthales, welche man ihrer Reize wegen die voigtländische Schweiz nennt. Daß auch hier die Weberei von Mousselin u. a. Baumwollzeug und seit 1829 eine Strohflechtschule besteht, dürfte das Bemerkenswerteste sein.


Die Stadt Pegau (3593 E., 418 Wgb., 1295 A. 270 □R. stb. Erdfl.), 3 M. südsüdwestl. von Leipzig, wird durch einen Arm der weißen Elster, dem sg. Mühlgraben, in die Ober- und Niederstadt getheilt, ist Sitz eines Justiz-, eines Rent-, eines Post-, eines Untersteueramtes, einer Superintendentur. DEie Stadtkirche wurde 1421 eingweiht. Im J. 1644 wurde die Stadt Pegau, deren Commandant der sächs. Oberst von Gersdorf war, von schwedischen Truppen unter Torstenson belagert, weil zewi Parteigänger, mit Namen Flachsveit und Fiedelhanns, nebst anderen kühnen Männern, die durch Torstenson von den Pegaueren 1644 entnommenen Contributionsgelder auf dem Wege nach Leipzig geraubt und auch eine schwedische Dame erschlagen hatten. Die am 4. Dec. 1644 stattfindende heftige Beschießung der Stadt bewirkte die fast gänzliche Zerstörung derselben. Die Rettung der Stadt wurde durch nachstehende Begebenheit herbeigeführt. Der Pfarrer Dr. Samuel Lange begab sich in priesterlichem Anzuge nebst 12 Bürgerskindern, welche sich mit weißen Sterbekitteln bekleidet hatten, von einem Herolde der Besatzung geführt, in das Lager des erzürnten Feldherrn. Der Gesang des Liedes Nr. 667: „Wenn wir in höchsten Nöten sein und wissen nicht, wo aus noch ein etc.“ rührte Torstenson so, daß die Belagerung aufgehoben wurde. Der Nachmittagsgottesdienst wird noch jetzt in Pegau mit diesem Liede begonnen. Für das hiesige Schulwesen hat sich insbesondere der Jubilar Superintendent Dr. oppelt wesentliche Verdienste erworben. Industrie: Feldbau und Markt-Schuhmacherei, wie die nahe Stadt Groitzsch. Landwirtschaftliche Notitzen. Mittler Ertrag bei Weizen: 10 Schfl., bei Roggen: 8 Schfl., bei Gertse: 8 Schfl., bei Hafer:

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Hugo von Bose: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Sachsen. Dresden 1845, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Geographie,_Statistik_und_Topographie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_229.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)