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lebte und von dem, was den frommen Stiftungen gesetzmäßig zukam. Nicht minder, daß er aus einer Propstei eine Pachtung und aus einem Hospital eine Propstei machte, und somit dem nicht unähnlich war, der Einreißt nur um zu bau’n und Eckiges tauschet mit Rundem.[1]

Auch daß er, außerordentlich leicht zum Zorne gereizt, einige mit eigener Hand blutrünstig schlug[2] und viele mit Schmähreden so schimpfte, daß er eben so sehr sich selbst, als sie verunehrte. Auf diese Weise [ward er gegen sein Ende hin ein ganz anderer Mensch, als er früher gewesen war, und verlor ganz seinen früheren Werth, so daß weder er selbst, noch sonst jemand wußte, was er wollte, oder nicht wollte. Uebrigens war seine Beredsamkeit bis an sein Ende so groß, daß, wenn man ihn predigen hörte, man sich leicht überredete, er thue alles mit vollem Verstande und großer Würde.][3]

62. Da diese verderbliche Umwandelung oder Verirrung und offenbare Verschlechterung des hochberühmten Mannes von der fliegenden Fama durch die einzelnen Lande des Erdkreises verbreitet wurde, so kam sein leiblicher Bruder, der ausgezeichnete Pfalzgraf Friedrich, nach Lismona, wie ich mich erinnere, um den Bruder zurechtzuweisen. Vergebens aber mahnte er ihn an das, was zu seiner Ehre und zu seinem Heile diente, und ging schweren Herzens wieder fort, indem er dem NotebaldSCH. 89. und Seinesgleichen die Schuld gab, welche nämlich durch ihre bösen Künste den erlauchten Mann verstrickt und ihn durch ihre Rathschläge um den Verstand gebracht hätten. So jener. Wir aber haben es erlebt, daß der Erzbischof persönlich in solchen Verruf kam, daß man von ihm sagte, er sei Zauberkünsten ergeben gewesen; ein Verbrechen, von dem er, dazu rufe ich Jesus und die Engel

Schol. 89. Nothebald, ein Mann, der mit bösen Dingen umging, ein Schmeichler und ganz offenbarer Lügner.

  1. Horaz, Briefe I, 1, 100.
  2. Siehe Buch III, Kap 37.
  3. WS: Die eckigen Klammern sind im Druck handschriftlich ergänzt
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_189.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)