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vom Papste Johann XIX;SCH. 43. ein einfältiger, gerader und gottesfürchitger Mann. Während er gegen jedermann leutselig war, umfaßte er doch die Geistlichkeit mit besonderer Liebe und kümmerte sich mit großer Theilnahme um die Bedürfnisse der Armen. So erkaufte er selbst von den Landesbewohnern das Dorf jenseits des Flusses[1] und setzte, indem er dies den geistlichen Brüdern schenkte, fest, daß von den Renten desselben jährlich dreißig Mahlzeiten gegeben werden sollten. Für das Gasthaus aber beeiferte er sich in dem Grade Sorge zu tragen, daß er schon in diesem einzelnen Stücke aller seiner Vorgänger Fahrlässigkeiten wieder gut zu machen schien. Unter ihm waren das Bisthum, wie die Propstei und das Gasthaus in solchem Ueberflusse, daß kaum irgend ein Dürftiger aufzufinden war. Das mag vielleicht denen, welche die Dürftigkeit sehen, welche heutzutage herrscht, unglaublich vorkommen, und es ist möglich, daß auch damals keiner geglaubt hätte, daß geschehen würde, was jetzt als geschehen sich darstellt.

Libentius also, der als Propst sich tüchtig bewies und auf dem erzbischöflichen Stuhle noch weit trefflicher zeigte, trat sein Amt als Sendbote für die Heiden mit vor Eifer glühender Seele an. Und indem er sich vor allem zuerst mit Chnut, dem Könige der Dänen,SCH. 44. in freundliche Verbindung setzte, wählte er in Seland an Gerbrands Stelle den Avoco, ordinirte in Aldinburg

Schol. 43. Daher gab er als Seelenhirt in Betreff der Weiber, die sich mit den Domgeistlichen bereits zu offenbarer Schandthat verbunden hatten, das Verbot, daß nicht eine derselben in der Stadt bleiben solle. Demnach wurden jene auf die nächsten Dörfer zur Aufsicht vertheilt, und diese Pest hörte auf bis zum Brande der Kirche und zur Zerstörung des Klosters.

Schol. 44. Zur selben Zeit verschied Poppo, der hochberühmte Bischof der Dänen, dem bald nachher Esico zum Nachfolger bestimmt wurde, der aber, als er am Egdoraflusse anlangte, von einer Krankheit ergriffen, starb.

  1. Vielleicht Lideneshusen. Siehe Hamb. Urk., Band I, Nr. 66.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_104.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)