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auf dem R. T. zu Nürnberg anwesend war,[1] dürfte ein gewisser geistiger Einfluss von ihm namentlich auf die absolute Selbständigkeit der Königswahl und das Ausschalten jeglichen päpstlichen Einflusses dabei nicht ganz von der Hand zu weisen sein.

Doch musste man wohl seine Beteiligung bei der Abfassung zurückweisen. Nicht wenig spricht dagegen die sprachliche Uebereinstimmung der Reichsbulle mit der böhmischen Bulle, bei deren Abfassung er doch zweifellos nicht beteiligt war.

Jedenfalls werden wir auf der Suche nach den Verfassern der G. B. in die Kanzlei Karls geführt; aus ihr hat man dann auch für manchen die Verfasserschaft in Anspruch genommen. Gleich Lupold von Bebenburg ist unter der Zahl derer[2] nachweisbar, welche in Bologna studiert haben und den Magistertitel erlangten: Der spätere Bischof von Verden, Rudolf Rule von Frideberg,[3] 1356 Notar in der Kanzlei Karls. Man hielt ihn für den Verfasser der G. B., vorzüglich wegen seiner angeblichen Kenntnis im römischen Recht. Seine Bibliothek jedoch, die er in seinem Testamente[4] dem Cistercienserkloster Arnsburg bei Frankfurt vermachte, zeigt uns nur Bücher kanonischen Rechtsinhaltes, wie das Dekretum, die Dekretales, Liber Sextus, Clementinas et Novellas ambas. Sonst aber spricht nichts bestimmtes für seine Verfasserschaft.

Wesentlich anders steht es mit Johann von Neumarkt, dem langjährigen Kanzler Karls, welchem am weitaus häufigsten die Verfasserschaft der G. B. zugeschoben wird.

  1. Huber: Regg. Car. IV. No. 2297, 2321.
  2. S. Knod: Acta nationis germanicae in Bologna No. 970 (S. 137).
  3. Bei Knod folgende Notiz über ihn: de Fridberg: Könnte wohl identisch sein mit dem bekannten Kanzler Karls IV., dem späteren (1366) Bischof von Verden. In der Verkaufsurk., die von ihm erworbenen Güter bei Melpach betreffend, wird er immer genannt: her Rudolf Joh. Rulen son von Frideberg probiste zu Wetzlare (1361, 62) 1351 Jan. 19. Meister Rudolf von Friedberg Kanoniker ze Condencz (Cod. Bald. f. 197). 1365 beurkundet er selbst als pps. Wetflariensis.
  4. S. Gudenus; Cod. Diplomat. Tom. III. p. 483 a 1751.
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Oscar Hahn: Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV.. Breslau, 1902, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hahn_Ursprung_und_Bedeutung_der_Goldenen_Bulle.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)