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von Mantua (1354—66), Johann von Arezzo (1354), Angelus von Arezzo (1354—55) stammten aus Italien, Nicolaus, Propst von Cambray aus französischem Sprachgebiet. Gewiss kam durch sie die Technik und Tradition der romanischen Kanzleien nach Böhmen;[1] jedenfalls aber werden sie öfters durch italienischen Wortgebrauch sich bemerkbar machen.

Wenn man zu den sich geltend machenden Einflüssen der Zeit noch hinzufügt, dass nach der Kaiserkrönung Karls IV. eine hinsichtlich der Formulare durchgreifende Reform[2] der königlichen Kanzleien festzustellen ist, so wird man nicht umhin können, der Goldenen Bulle, der wichtigsten politischen Erscheinung unter Karl IV. auch in der Form nach der stilistischen und grammatischen Seite hin Interesse beizumessen.

Ebenso wie in der Majestas Carolina[3] geht den Verordnungen des Nürnberger Teils ein Gedicht voran, das nicht ohne Interesse ist. Entlehnt es zwar den grössten Teil dem Opus Pascale des Coelius Sedulius,[4] (es sind von dort entnommen die Verse Florentum Semper … — horrea fructum und Vers 1) und 2), die sich bei Sedulius an horrea fructum anschliessen) so weisst entschieden das mittlere, offenbar selbständige Stück auf einen Verfasser aus dem humanistischen Kreise am Hofe Karls.[5] Dafür sprechen Ausdrücke der alten Mythologie, wie Erinis, Allecto, Megära, Bildungen wie dictante megera, ductore pio und einzelne Wortformen.

Dasselbe lässt sich für die Einleitung geltend machen, die, wie wir schon sagten,[6] dem Inhalte nach nur zu den

  1. S. Burdach S. 74.
  2. Vergl. Theo Lindner: Das Urkundenwesen Karls IV. S. 126 ff.
  3. Dem Landgesetzbuch Karls für Böhmen, dessen Einführung am Widerstand der Grossen scheiterte.
  4. Spätlat. Dichter um 460 (Migne: Patrol. lat. 19. S. 19 f.). S. jetzt Huemer: Corp. scriptorum eccl. latinarum 10, 19 f. Vergl. über Sedulius Adolf Ebert: Geschichte der christlich-lateinischen Litteratur I, 358 ff.
  5. cf. Reimann a. a. O. S. 12, der gegen Burdach völlig irrt.
  6. S. oben p. 18.
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Oscar Hahn: Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV.. Breslau, 1902, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hahn_Ursprung_und_Bedeutung_der_Goldenen_Bulle.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)