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viel Kugeln, als Schöppen gegenwärtig sind, darunter befinden sich sieben übersilberte, welcher Schöppe nun eine solche bekommt, der ist Wahl-Herr. Im übrigen gehet es dabey, wie bey der Raths-Herren-Wahl, zu. Ein gleiches wird bey nahe bey Vergebung aller Raths-Dienste seit erwehntem 1726. Jahre beobachtet. Den 26. Jul. im Jahr 1728. wurde das Consistorium, wie es ietzo beschaffen ist, eingeführet, und früh bey einem ausserordentlich sitzenden Rathe ernannte man desselben Glieder und Beysitzer; auch wurde noch desselben Tages Nachmittags oben im Römer dem Kayserlichen Wahl-Zimmer gegen über die erste Session gehalten. Zu gleicher Zeit beschloß man, daß künfftig hin dasselbe allezeit Dienstags und Donnerstags Nachmittags solle eröffnet werden. Als der Churfürst von Cöln den 29. April im Jahr 1729. von Bonn nach Franckfurt zurück kam, und den andern Morgen früh um fünf Uhr wieder von dannen abreisete, hattte ein Constabler vergessen, eine zehnpfündige Kugel aus dem einen Stück heraus zu ziehen, und wurde solches nicht eher, als beym loßfeuern, gewahr, that aber doch keinen Schaden damit, weil der Chufürst schon eine ziemliche Strecke weg war. Kurtz darauf kam noch eine Kutschen von dessen Gefolge, diese nahm die Kugel mit, und überreichte solche dem Churfürsten zu Königstein. Als Lutherus zu Franckfurt am Mayn gewesen, soll derselbe unter der Catharinen-Pforte in des Barbirers Georg Richters Hause gewohnet haben, wovon noch zum Wahrzeichen über dem Fenster der Stube im andern Stockwerck die mit goldenen Buchstaben eingegrabene Schrifft: GOttes Wort bleibet ewig, zu lesen sey. Doch wird dieses als eine Fabel betrachtet, zumahl da diese Worte noch an vielen dasigen Häusern mehr angetroffen werden, in die Lutherus niemahls gekommen ist. Solchergestallt stehet sein Bildniß an dem Eckhause in der Kannen-Giesser-Gasse gegen dem Pfarreisen über in Stein ausgehauen. Sonst hat die Stadt Franckfurt mit Chur-Mayntz fast zu allen Zeiten, die Regierung des edlen Schönborns ausgenommen, verschiedene Verdrüßlichkeiten gehabt, Im Jahr 1688. ließ der damahlige Churfürst einige Franckfurter Bürger zu Mayntz in Arrest nehmen, weil die Stadt Franckfurt das Mayntzer Marckt-Schiff, so alle Tage kommt, und wieder abgehet, wegen vermutheten untüchtigen Geldes, so durch dasselbe eingeführet werden sollte, hatte durchsuchen lassen, und gleichwohl der Churfürst ein Herr des Mayns seyn will. Ferner ereigneten sich auch zwischen dem ietztregierenden Churfürsten und der Stadt einige Mißhelligkeiten wegen des gemeinschafftlichen Dorffes Niederrode und des Goldsteines. Im Jahr 1631. den 1. November zog der König in Schweden Gustaphus Adolphus mit seiner gantzen zwantzig tausend Mann starcken Armée nach vorher mit dem Rath getroffenen Accord durch diese Stadt. Der Einzug geschahe durch Sachsenhausen über die Brücke mitten durch die Stadt, und zum Bockenheimer-Thor wieder hinaus auf Höchst zu. Den zwantzigsten dieses Monaths kamen Ihro Königliche Majestät wieder dahin, und traten in Braunfels ab. Als aber im Jahr 1635 die Stadt Franckfurt gleich andern Ständen des Reichs zum Pragerischen Friedens-Schluß getreten war, erzeigte sich der Schwedische Obriste Johann Vitzthum von Eckstätt, gewesener Commandante in Sachsenhausen, gegen dieselbe sehr feindselig, und brachte fremde Völcker vermittelst Leitern auf die Brücke. Den 1. August nahm er die Thürme zu Sachsenhausen ein, und den zweyten des Sonntags ließ er das Affenthor mit Gewalt aufschlagen, und den Succurs einziehen. Nach diesem setzte er Schantz-Körbe auf die Brücke, und steckte den 5. August die künstliche Brücken-Mühle in Brand. Darauf bekam der Rath von dem Grafen von Gallas, Kayserlichen General-Lieutenant, Hülffe, indem den 7. August bey fünf tausend Mann, unter

dem Commando des Obristen Wilhelms, Freyherrn von Lamboy, und des Obristen Andreä Matthiä von Kehraus in die Stadt einzogen. Diese beschossen folgendes Tages die Stadt Sachsenhausen gegen der Fahr-Pforte über mit halben Carthaunen, und legten eine Bresche zum Sturm. Hierauf wurde Sonntags den 9. August gegen Abend Sturm gelauffen, und fast alles bis an die Kirche eingenommen, wiewohl in dem dreystündigen Gefechte von sechs bis neun Uhr viel Volcks geblieben war. Montags als den zehnten fieng man an, mehrere Breschen zu machen, und den Ort anzustecken. Als nun bey sechs und zwantzig Häuser in der Asche lagen, muste endlich Vitzthum accordiren. Er wurde zwar auf sein Begehren den eilfften auf Gustavusburg begleitet; sein Regiment aber muste er zurück lassen, welches von dem General-Wachtmeister Lamboy in Kayserliche Dienste genommen wurde. Diese Stadt ist auch öffters mit Feuers-Brünsten heimgesuchet worden. Wie denn nicht allein die Juden-Gasse, wie droben gedacht worden, im Jahr 1711. völlig, und im Jahr 1725 der dritte Theil davon hinweg gebrannt; sondern es entstund auch im Jahr 1719. den 26. Junii in der Bockgasse bey einem Westlichen nach Norden wehenden Winde eine so entsetzliche und grausame Feuers-Brunst, daß innerhalb fünfzehn bis sechszehn Stunden vier hundert und siebenzehn Häuser, sammt der Antoniter- jetzigen Capuciner-Kirche, dem Bornheimer-Thurm, und den Augspurger-Trierischen- und Engelthaler Höfen in die Asche geleget wurden. Der damahls verursachte Schade wurde über etliche Millionen geschätzet. Die Häuser hat man nachhero alle schöner, aber meistentheils von Holtz, aufgebauet. Im Jahr 1726. entstund der für die Gelehrten und Buchhändler so schädliche Brand in der Schappelburg. Wir beschliessen nunmehro diese Beschreibung der Stadt Franckfurt mit dem Lob-Spruche, der bey I. A. S. (i) zu finden ist:

In freta dum fluvii current, dum montibus umbrae
Lustrabunt convexae; polus Sidera pascet;
Semper honos nomenque tuum laudesque menebunt.
So lang Neptunus wird zum Maynstrohm Wasser giessen;
So lang der Sternen Printz um dieses Rund wird gehn;
Und auf den Erden-Ball die heitern Blicke schiessen;
So lange soll dein Ruhm, mein liebes Franckfurt, stehn.

Inzwischen ist von Franckfurt noch zu melden, daß am 8. August im Jahr 1744. um 1. Uhr Mittags die Ratificationen des zwischen Ihro Kayserlichen Majestät Carls des Siebenden, dem Könige von Preussen, dem Chur-Fürsten zur Pfaltz, und dem Könige von Schweden, als Landgrafen zu Hessen-Cassel, daselbst geschlossenen Unions-Recesses, zu dessen Beytritt auch alle übrige Reichs-Stände eingeladen worden sind, würcklich ausgewechselt worden. Laut diesem wollte man 1) die Kayserliche Würde handhaben; 2) die Königin von Ungarn nöthigen, Bayern, und die Ober-Pfaltz zu räumen; auch 3) es dahin zu bringen, daß dem gantzen Reiche die Entscheidung der Oesterreichischen Erbfolge überlassen werde; und 4) die Waffen nicht eher niederlegen, bis Ihro Kayserliche Majestät, wegen Dero Anforderung an das Haus Oesterreich, völlige Gnugthuung verschaffet worden. Was dieser Unions-Tractat gewürcket, und wie viel dadurch ausgerichtet worden, solches ist jedermann bekannt; zudem endigte er sich selbsten auch durch das Absterben ersterwehnten Kaysers Carls des Siebenden, welcher vom Jahr 1742. bis 1744 zu Franckfurt residiret, und im Jahr 1745.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Historisch-Politisch-Geographischer Atlas der gantzen Welt. Johann Samuel Heinsius, Leipzig 1745, Seite 1829–1830. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HPGAtlas_04_1829.jpg&oldid=- (Version vom 21.7.2024)