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worinnen sie befindlich sind, den Nahmen der Buch-Gasse erhalten. Da nun dieses Franckfurt in einer ungemein angenehmen Gegend liegt, und einen treflichen fruchtbaren Boden hat, der so wohl allerley Getrayde, als auch die schönsten Garten- und Baumfrüchte hervor bringet, welche von so gutem Geschmack sind, daß man nicht leicht ihres gleichen an andern Orten antrifft; so wird nicht nur diese volckreiche Stadt im Uberfluß damit versehen, sondern man führet auch eine ziemliche Menge davon nach den benachbarten Städten, als nach Mayntz, Hanau, Darmstadt, Wißbaden etc. Des dasigen Reichthums von Obst nicht einmahl zu gedencken. Nicht weniger ist diese Stadt rings umher mit dem herrlichsten Weinwachs versehen, wovon die auf dem Mühlberg gelegene Weinberge sattsam zeugen, deren Wein anfangs zwar etwas rauh ist, nachgehends aber, wenn er vier bis fünff Jahre gelegen hat, dem Rheingauer Wein an Stärcke und Lieblichkeit nichts nachgiebt. Von gleicher Güte ist auch derjenige, so disseits auf dem Röderberg und in dem Affenstein wächset. Und pflegten die Spanier von ihrer an Getrayde, Wein, Oel und andern Früchten fruchtbaren Stadt Hispalis, vor Zeiten Serviliae genannt, ein Sprüchwort zu sagen: Wen GOtt lieb hat, den giebt er Wohnung und Nahrung zu Hispalis; so kan man solches gar wohl von ihnen entlehnen, und mit Grund der Wahrheit von Franckfurt ausruffen: Wen GOtt lieb hat, den giebt er Wohnung und Nahrung zu Franckfurt. Man gehe vor ein Thor der Stadt, vor was vor eines man nur immer wolle, so wird man eine Menge wohl angelegter nützlicher Gärten, fruchtbarer Aecker, Felder, Bäume und anmuthiger, grüner, wie auch von allerley Blumen gantz bunt gezierter Wiesen antreffen. Begiebt man sich etwas in die Höhe, und zwar auf einen Wall, auf den man gehen darff, so geniesset man von dannen die anmuthjgste Aussicht von der Welt, denn nahe um die Stadt herum siehet man, erwehnter massen, in einer Ebene die schönsten Gärten, Wiesen, Felder und Waldungen; von fernen aber nach Süd-Ost zu, zeiget sich das aus dem Spessard hervorragende Gebürge; gegen Nordwest, etwa vier bis fünf Stunden von der Stadt, der erhabene Feldberg nebst andern Gebürgen, welche auf selbiger Seite die Stadt gleichsam umschliessen. Südwärts erblicket man den Mayn-Fluß, über demselben unter und auf dem Mühlberge die schönsten Weinberge, lustigsten Gärten, fruchtbaresten Bäume und die daran stossende Wälder: Ferner ist die Lage dieser Stadt wegen der angräntzenden Länder sehr vortheilhafftig. Denn gegen Osten liegt das fruchtbare Franckenland, welches der Stadt Getrayde, Wein, Obst, und insonderheit viel Brenn- und Bauholtz, auch allerhand Steine zum Bauwesen auf dem Mayn zuführet. Gegen Westen rechter Hand liegt das weinreiche Rinckgau; lincker Hand die an Korn, Obst und Wein reichlich gesegnete Pfaltz; gegen Mittag die anmuthige und fruchtbare Bergstrasse, und nach Norden die grosse deutsche Korn-Kammer oder die fruchtbare Wetterau. Was nun der Stadt an Fruchtbarkeit und andern Nothwendigkeiten noch abgehet, das wird derselben aus diesen angräntzenden Ländern überflüßig zugeführet. Es wären von dieser gesegneten Stadt noch viele Merckwürdigkeiten anzuführen; allein beliebter Kürtze halber wollen wir nur noch etwas weniges von ihren Glücks- und Unglücks-Fällen melden. Im Jahr 794. wurde zu Franckfurt die achte allgemeine Kirchen-Versammlung gehalten, welche Carl der Grosse aus Spanien, Franckreich, Britannien, Italien und Deutschland zusammen beruffen hatte, und fast aus 300. Bischöffen bestund. Hadriani des ersten Gesandten waren selbst zugegen, und der Kayser praesidirte dabey. Es wurde auf demselben die Lehre der Adoptianer als eine Ketzerey, und die Anbetung der Bilder nebst dem Nicänischen Concilio verworffen; iedoch deren Gebrauch zum Gedächtniß und Zierrath erlaubet, Im Jahr 1233, vermachte ein dasiger Bürger, Nahmens Baldemar, sein an der Brücke gelegenes Haus der Kirche zu Arnsperg, woher der noch daselbst befindliche Arnspergerhoff seinen Nahmen bekommen. Im Jahr 1352. wurde der im Jahr 1318. confirmirte Stadtfriede geändert, und zwischen dem Rath und der Gemeinde ein Vergleich aufgerichtet. Im Glafey (h) findet man ein Registrum Registrandorum Caroli IV. worinnen dieser Kayser, und zwar im Jahr 1360. der Stadt Franckfurt erlaubet, gegen ein gewisses jährlich zu bezahlendes Geld Juden aufzunehmen. Von diesem Gelde solle etwas an Eberharden von Eppenstein und Rudolphen von Sachsenhausen, ein anderer Theil an die Kayserliche Kammer, das übrige aber zu der Stadt besten verwendet werden. Im Jahr 1389. verlohren die Franckfurter zwischen Cronenburg und Prunheim bey Eschborn gegen Ruprechten den ältern, Pfaltz-Grafen bey Rhein, und Hertzogen zu Bayern, gegen Ulrichen von Hanau, gegen Johann Walthern und Francken von Cronenburg eine Schlacht, und wurden ihrer bey 621. gefangen genommen; zu ihrer Erlösung stellte der Magistrat eine Obligation von 73000. Fl. von sich. Im Jahr 1410. erkauffte der Rath von dem damahligen Schöppen, Jacob Heller das Haus zur Violen, und legte eine Bibliotheck darinnen an. Diese wurde im Jahr 1624. durch die von Johann Hartmann Bayern Med. Doct. & Phys. Ordin. darzu legirte nicht wenig vermehret. Im Jahr 1668. vereinbarte man sie mit der damahls im Römer befindlichen. Im Jahr 1690. kauffte der Magistrat des Schöppens Maximilian Zum jungens in fünf tausend Bänden bestehende Bibliotheck für 3500. Gülden darzu, und ließ das zu derselben bestimmte Zimmer im Kastenhofe auf achzig Schritte erweitern, wie auch mit Bildhauer- und Mahler-Arbeit treflich auszieren. Als eine Seltenheit wird allda der alte im Jahr 1516. zu Basel gedruckte Hebräische Psalter betrachtet, den D. Luther fleißig gebrauchet, und worein er hier und da etwas eigenhändig hinzu geschrieben hat. Im Jahr 1728. ist ein in Quart gedruckter Catalogus Bibliothecae publicae Moeno-Francofurtensis heraus gekommen, und im Jahr 1729. erhöhete man die dasigen Repositoria. Im Jahr 1459, Feria III. post Joan. Baptist. wurden die Franckfurter vor Hanau geschlagen. Im Jahr 1533. wurde das Allmosen-Kasten-Amt gestifftet, und im Jahr 1679, den Pflegern desselben anbefohlen, die Haus-Armen in blau oder roth Tuch zu kleiden, solche Kleidung aber mit einem Adler zeichnen zu lassen. Den 28. Febr. im Jahr 1616. wurden Vincenz Fettmilch, Lekkuchenbecker, Conrad Schoppen, ein Schneider, und Conrad Gerngroß, ein Schreiner, nebst ihren Helffershelffern, wegen Empörung und Unruhen, indem sie sogar den Rath abgesetzet, die Stücken auf den Wall geführet etc. hatten, zur Execution gezogen. In der Dönges- oder Thönges-Gasse, auf der Stelle, wo ehedessen obigen Fettmilchs Behausung gestanden, so aber nach seiner Hinrichtung geschleiffet worden, stehet noch das Pedal von der steinernen Schand-Säule, worauf in einer Schrifft die Verbrechen und Straffen dieses Fettmilchs und seiner Spießgesellen zu lesen gewesen. Ihre Köpffe wurden abgeschlagen, und an dem Brücken-Thurm auf eiserne Spitzen gestecket, wovon auch noch einer allda zu sehen ist. Im Jahr 1644. wurde das Armen- und Waysen-Haus gestifftet, worzu einer Nahmens Johann Schmidt das erste Capital herschoß. Den 4/14. August im Jahr 1658. wurde zu Franckfurt von Chur-Mayntz, Trier, Münster, von Christoph Bernhard von Galen, von dem Könige in Schweden und andern Potentaten zu Erhaltung ihrer Gerechtsamen, sonderlich aber der deutschen Freyheit und des Westphälischen Friedens eine Defensiv-Allianz geschlossen, in welche Franckreich den 16/26. December auch mit eingeschlossen wurde. Den 7. September im Jahr 1578. Nachmittags wurde die neue Stadt-Reformation vor dem Römer, vor der St. Catharinen-Pforte,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Historisch-Politisch-Geographischer Atlas der gantzen Welt. Johann Samuel Heinsius, Leipzig 1745, Seite 1825–1826. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HPGAtlas_04_1825.jpg&oldid=- (Version vom 21.7.2024)