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Vallis Francolina, eine Stadt in der Unter-Pfaltz, 2. Meilein über Worms, war vor Zeiten nichts mehr, als eine Abtey, welche ein frommer Edelmann, Nahmens Etkenbertus, Cämmerer von Worms, Freyherr von Dalberg, im Jahre 1110, oder 1119. gestifftet. Die Gelegenheit hierzu gab eine Ohnmacht, in welche er verfiel; und als er wieder zu sich selbst kam, erzehlte er, daß ihm vorgekommen wäre, als stünde er vor GOttes Gerichte, und müste wegen seiner Sünden eine grosse Angst ausstehen. Er entsagte sich dahero gantz der Welt, und erwehlte sich das Dorff Franckenthal, wo er auf seine Kosten ein doppeltes Kloster vor Mönche und Nonnen stifftete,und im Jahr 1125. durch Boggonem, Bischoffen zu Worms, die grössere Closter-Kirche einweyhen ließ. Bey denen Mönchen wurde er der erste Prior, und seine Gemahlin, Richlindis, hatte, solches Amt bey denen Nonnen. Denn obgleich Anfangs Bertholdus, Canonicus zu Sprengensbach, zum Probste erwehlet wurde; so bewegte ihn doch die Verachtung, welche er sich durch seine hochmüthige Aufführung zugezogen, daß er das Amt wieder niederlegte, und dadurch denen Mönchen Gelegenheit gab, einmüthig Erkenbertum wider seinen Willen zur Prior-Würde zu nöthigen. Die Kirche des kleinen oder Nonnen-Klosters wurde im Jahr 1125. zu bauen angefangen, und im Jahr 1139. eingeweyhet. Im Jahr 1268. weihte Bischoff Eberhard in derselben einen Altar. Um das Jahr 1443. wurde das Kloster auf Verlangen des Bischoffs reformirt. Allda sind hernach in denen Frantzösischen und Niederländischen Kriegen mehr Häuser zu erbauen angefangen, u. endlich eine Stadt daraus geworden, welcher der Churfürst Friedrich III. zum Wappen einen goldenen Triangel im rothen Schilde, welcher von einem Löwen gehalten wird, gegeben. Im Jahre 1571. wurde daselbst auf Veranstaltung des Churfürstens von der Pfaltz Friderici III. eine Unterredung zwischen denen Reformirten und Widertäuffern gehalten, welche auch gedruckt ist. Im Jahre 1574. nahmen viele Niederländische Exulanten ihre Zuflucht dahin; weßwegen sie Pfaltzgraf Fridericus IV. im Jahre 1608. mit stattlichen Freyheiten versehen, u. wohl befestigen lassen, welches durch seinen Nachfolger mit gleichmäßigem Eyfer fortgesetzet worden. Sie wurde im Jahre 1623. von denen Spaniern 13. Wochen vergeblich belagert; doch darauf, als sich der Englische König Jacobus durch derer Spanier Versprechen hatte einschläffern lassen, der Infantin zu Brüssel in Sequestrum überlassen, damit der vertriebene König Friedrich in Böhmen, Jacobi Eydam desto leichter möchte ausgesöhnet werden. Denen Spaniern nahmen solche die Schweden im Jahre 1632. ab, sie ward aber von denen Kayserlichen im Jahr 1635. aufs neue erobert. Sie ist darauf bey dem Münsterischen Friedens-Schlusse dem Chur-Fürsten von Pfaltz wieder abgetreten, aber im Jahre 1688. von denen Frantzosen abermahls eingenommen, und gantz und gar ruiniret worden. Man hat sie aber doch die Zeit daher so ziemlich wieder erbauet, auch im Jahre 1701 den 3. Febr. zu dem dasigen Rath-Stadt- und Kauf-Hause unter Läutung der Glocken und andern Freudens-Bezeugungen den ersten Stein geleget. Sie liegt 3. Meilen von Speyer, unter dem 49. Gr. 24. Min. der Breite, und 30. Gr. 3. Min. der Länge. Die dasigen Messen fallen auf Josephi und auf den Dienstag nach Martini. Univ. Lex. Antiqu. des Rheinstr. Hübn. Zeit. Lex.

Franckenthal, ein Dorff in der Ober-Lausitz, im Budißinischen Kreisse. Wabst.

Franckenthal, ein Chursächsisches Dorff in Meissen, 1. Stunde von Leißnig. Goldschadt.

FRANCKENTHALIUM, ist die lateinische Benennung einer Stadt in der Unter-Pfaltz, siehe Franckenthal.

Franckenvorde, oder Franckenvort, ist eine Benennung der Stadt Franckfurt am Mayn, siehe dieses Wort.

Francker, eine Stadt in den Niederlanden, s. Franecker.

Franckerode, ein Dorff an der Werra, in Thüringen, unweit der Stadt Wanfried, in Nieder-Hessen. Nahe bey diesem Dorffe liegt das Kloster Zelle, welches dem Prälaten des Benedictiner-Klosters auf dem Petersberge zu Erfurth gehöret. Goldschadt.

Franckerode, ein Sächsisch Dorff in Thüringen, 2. Stunden von Gotha gelegen. Goldschadt.

Franckerode, ein Dorff im Fürstenthum Weimar, in Thüringen, bey dem Schlosse und Amte Cappellendorff. Goldschadt.

Franckershausen, ein Dorff in Nieder-Hessen, unweit Allendorff. Goldschadt.

Franckfort, Lat. FRANCKFORTIA, ist die Benennung von Franckfurt am Mayn, siehe den nachstehenden Artickel.

Franckfurt am Mayn, Lat. Franckfortia, Frankfordia, Francofurtum, oder Franckofurtum ad Moenum, Frantz. Francfort sur le Main, eine schöne, freye, wohlbefestigte Reichs-Stadt in Deutschland. Sie liegt in einer feinen und sehr fruchtbaren Gegend, zu Ende des Franckenlandes, in der Wetterau, 2. kleine Meilen von Hanau u. Homburg, 3. von Darmstadt u. Friedberg, 4. von Mayntz, und Büdingen, 5. von Aschaffenburg u. Wetzlar, anbey in schönen Ebene am Mayn, der sie in 2. ungleiche Theile theilet. Die Nachrichten von ihrer ersten Erbauung sind dunckel, u. findet man bey denen Schriffstellern verschiedene Nachrichten davon. Einige unter den alten Historienschreibern suchen dieselbe sehr weit her, und geben den König Helenum in Sicambrien, welcher um das Jahr 308. vor Christi Geburt gelebet, als ihren Erbauer an. Andere bleiben in denen jüngern Zeiten, und wollen Francum, des Königes Marcomiri Sohn, welcher gegen das Jahr 142. nach Christi Geburt regieret, dafür halten; doch soll dieser die Stadt nicht von Anfang gebauet, sondern nur, als dieselbe durch den Krieg in Abgang gerathen, wieder hergestellet haben. Noch andere wollen, sie sey von des Kaysers Constantini Mutter, Helena, welche im Jahre 329. gestorben, obwohl nicht erbauet, doch wenigstens mercklich verbessert worden. Desgleichen fehlet es nicht an einigen Geschichtschreibern, welche die Zeit ihres Ursprunges um das Jahr 390, u. zwar in den Zeiten des Kaysers Valentis suchen. Endlich behaupten noch einige, sie sey unter der Regierung Lotharii II, Königes der Francken, von Clodomiro oder Genebaldo III, wie ihn Trithemius an einem Orte nennet, einem Hertzoge der Francken, im Jahre 630. erbauet worden. Inzwischen ist es ungewiß, ob unter diesen zwey Nahmen Clodomir und Genebald eine oder 2. von einander unterschiedene Personen zu verstehen sind. Doch zeiget der so genannte Florian in seiner Chronicke die Meynung, es könnten durch diese 2. Nahmen auch wohl 2. unterschiedliche Personen verstanden werden, die auf Verordnung des Kaysers Lotharii, nachdem einer von beyden mit Tode abgegangen, einander succediret hätten. Gleichwie nun solchergestalt der erste Erbauer dieser Stadt ungewiß ist, also ist auch folglich die Zeit ihrer Erbauung zweiffelhafft. Bey dem allen aber ist doch dieses eine ausgemachte Sache, daß Franckfurt etliche hundert Jahr vor Caroli M. Zeiten bereits nahmhaft, und also schon vor mehr denn 1000. Jahren bekannt gewesen sey. Ihren Nahmen betreffend, so findet man denselben auf vielerley Arten geschrieben: Fraucanfort,Francanovord, Francfort, Francfurd, Francfurt, Franckanefurt, Franckanafurd, Franckeford, Franckeneford, Franckenefort, Franckenevorde, Franckenevort, Franckenevurt, Franckensford, Frankensfort, Franckenforde, Franckenfordt, Franckenforden, Franckenfort, Franckenfurt, Franckenvorde, Franckenvort, Franckfort, Franckonefort, Franckfurth, Franckinford, Franckinfurt, Franckifordis, Franckvort, Franckinvort, Francnoford, Francofordi, Francofurt, Franconefurt, Franconofurt, Franconovort, Frangkenfort, Frankenevord, Frankenford, Frankenfort, Frankenvorde, Frankenwerde, Frankevort etc. Anfänglich soll diese Stadt Teutoburg, oder der Deutschen Burg und Stadt geheissen haben; nachmahls habe man sie Helenopolis genennet, entweder vom oben gedachten Heleno, welche Meynung sehr wanckelhafft ist, oder von der erwehnten Helena, des Kaysers Constantini Mutter. Andere stehen in den Gedancken, sie habe vor diesem, da sie die Römer noch besessen, Artaunus geheissen, von dem in der Nähe stehenden Berge Taunus, der heut zu Tage der Feldberg genennet wird.


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Historisch-Politisch-Geographischer Atlas der gantzen Welt. Johann Samuel Heinsius, Leipzig 1745, Seite 1811–1812. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HPGAtlas_04_1811.jpg&oldid=- (Version vom 23.7.2024)