das vierte Reproductionsmittel, welches zu Münzabdrücken vielfach verwendet wird, anzuwenden sein. Er giebt ein ebenso treues Bild, wie der Papierabdruck, hat aber verschiedene Nachtheile demselben gegenüber. Erstens ist er sehr wenig dauerhaft; der geringste Druck richtet ihn, ganz im Gegensatz zu dem trocken gewordenen Papier, zu Grund. Man hat zwar versucht die Rückseite mit Wachs oder einer Guttaperchaauflösung auszugießen (ich habe beides selbst angewendet); allein dabei wird häufig der Abdruck selbst alteriert oder lädiert, und dauerhaft wird er auch so nicht. Mittelst einer Handpresse oder Schraube von Münzen genommene Stanniolabdrücke lassen sich mit geschmolzenem Schwefel auspinseln, welcher besser als Wachs und Guttapercha conserviert; bei größeren Inschriften ist das Verfahren jedoch nicht anwendbar, da der Stanniol sich sehr schnell verzieht. Man kann also den Abdruck nur zwischen Watte verpackt in festen Kästchen transportieren und muss ihn beim Lesen sehr sorgfältig behandeln. Zweitens ist der blanke Stanniol für größere Flächen sehr unbequem zu lesen und greift die Sehkraft an, worin ich bei der Collation großer Gesetzesfragmente Erfahrungen gemacht habe. Der Stanniolabdruck ist mithin immer nur ein unvollkommener Ersatz des Papierabdrucks und seine Anwendung wird sich meist auf die Reproduction kleiner, den Münzen verwandter Alterthümer mit Aufschriften beschränken. Für diese ist er jedoch nicht wohl zu entbehren.
Es kann aber, und zwar nicht bloß in der africanischen Wüste, wo diese Erfahrung oft gemacht worden ist, der Fall eintreten, dass das Haupterforderniss für den Papierabdruck, das Wasser, nicht zu beschaffen ist. In solchen Fällen giebt es ein Verfahren des trockenen Abdruckens oder farbigen Abreibens, die Durchreibung (dieß ist eigentlich das rubbing der Engländer), über welche ebenfalls hier ein paar Worte zu sagen sind, obgleich dieß Verfahren (das fünfte Reproductionsmittel) an sich bekannt ist und von den Künstlern in ziemlich analoger Weise vielfach angewendet wird. Es gehört dazu ein sehr dünnes und glattes Papier (nicht vollkommen durchsichtiges, geöltes oder Pflanzenpapier, sondern sogenanntes französisches Seidenpapier, oder auch leichtes Postpapier, wenn das Format ausreicht, von heller Farbe)
Emil Hübner: Über mechanische Copieen von Inschriften. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1881, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:H%C3%BCbner_%C3%9Cber_mechanische_Copieen_von_Inschriften.djvu/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)