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schwierig zu handhaben; der Druckbogen von ungefähr 43 zu 56 Centimetern ist im Allgemeinen am geeignetsten. Reicht bei sehr umfangreichen Denkmälern das angewendete Format nicht aus, so lege man einen Bogen neben den andern, so dass sich ihre Ränder decken, und bezeichne noch auf dem Stein selbst durch Striche und Kreuze (mit weicher Kreide, Tinte oder Farbe), wie und wo sie zusammen gehören. Mühseliges Zusammenkleben ist ganz unnöthig und erschwert den Transport; die einzelnen Theile können für das Lesen ja immer wieder zusammengelegt werden. Dieß zu erleichtern nützt in allen Fällen sehr die Abschrift auch eines Ungeübten, weil man auf ihr den Zusammenhang und die Vertheilung der Schrift im ganzen trotz einzelner Fehler leichter übersieht.

II. Das Anfeuchten.

Nöthig ist hierzu ein Gefäß mit Wasser und ein tüchtiger Schwamm; in Ermangelung des letzteren kann auch ein nasses Tuch verwendet werden. Damit wasche man zunächst die Schriftfläche möglichst rein; aller Staub und der oft verhärtete Schmutz müssen aus den Vertiefungen der Schrift sorgfältig entfernt werden. Es kommt vor, dass sich selbst mit dem Messer oder der Spitzhacke nicht wegzubringender Schmutz, Thon- oder Kalkerde, Silicate und dergleichen auf oder in den Schriftflächen befinden. Dann kann ohne Gefahr Salzsäure angewendet werden, je nach der Festigkeit des Schmutzes entsprechend verdünnt. So geschah es mit dem Stein aus Kustendje im brittischen Museum C. I. L. III 6155 durch Hrn. Newtons Fürsorge. Ich hatte ihn im J. 1867 wegen der ihn bedeckenden Thonkruste nicht copieren können; im J. 1868 war er (durch Salzsäure) vollkommen gereinigt und lesbar; die Säuren hatten dem Stein nicht das geringste geschadet. Marmor wird allerdings durch Salzsäure afficiert; bei seiner Härte ist aber wohl nur selten zu befürchten, dass sich Kalk- oder Thonerde so unlöslich fest ansetzen, wie dies z. Β. bei den neu gefundenen pergamenischen Sculpturen der Fall ist. Es ist meiner Erfahrung nach gut, die Schriftfläche möglichst feucht zu machen; die verschiedenen Arten von Marmor und Sandstein machen dabei eine verschiedene Behandlung, seltenere oder öftere Benetzung oder Begiessung, nothwendig. Ist die Schriftfläche, wie gewöhnlich, eine verticale, so fließt von selbst das überflüssige Wasser ab; hat man eine horizontale Fläche vor sich, die Inschrift also auf den Rücken gelegt (was für die eigentliche Manipulation des

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Emil Hübner: Über mechanische Copieen von Inschriften. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1881, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:H%C3%BCbner_%C3%9Cber_mechanische_Copieen_von_Inschriften.djvu/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)