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Das kleine Buch von Prof. H. Vogel (die chemischen Wirkungen des Lichts und die Photographie in ihrer Anwendung in Kunst, Wissenschaft und Industrie u. s. w., Leipzig 1874 8.) giebt über die verschiedenen Arten photographischer Aufnahmen sowie über die oft durchaus nicht vollständige Correctheit derselben lehrreichen Aufschluß.

ΙII.
DER PAPIERABDRUCK[1].

Beides, Eigenart und Tiefe der Schrift in den Inschriften, lässt in weit vollkommnerer Weise als die Photographie die dritte Art der mechanischen Reproduction von Inschriften erkennen, nämlich der Papierabdruck, gemeinhin der Abklatsch, von den Franzosen empreinte oder jetzt gewöhnlich estampage, uneigentlich auch calque, von den Engländern paper-impression squeeze oder rubbing genannt. Er ist das eigentlich adaequate, das weitaus beste mechanische Reproductionsmittel der Inschriften; überall anwendbar, ausser wo der zu große Umfang der Inschriftfläche, oder ihre Unerreichbarkeit für die Berührung mit den Händen, oder endlich Wassermangel hindern. In den seltenen Fällen ferner, in welchen die Inschriften erhabene Schrift zeigen (s. unten Abschnitt VI), ist er zwar meist auch anwendbar, aber nicht ganz ausreichend. In allen übrigen, also den weitaus meisten Fällen aber ist er in seinen Resultaten so vorzüglich, dass er das Studium der Originale nicht nur zumeist vollständig ersetzt, sondern oft noch überbietet, weil man mit allen Vortheilen günstiger Beleuchtung und auch mit der Rückseite des Abdrucks operieren kann. Diese Vorzüge sind längst erkannt, und z. Β. von den Aegyptologen für die Reproduction der Hieroglypheninschriften, die sich so leicht mit der Hand nicht abschreiben lassen, in ausgedehntem Maß verwerthet worden; auch griechische und lateinische Inschriften sind seit langer Zeit schon in Papier abgedruckt worden. Aber nicht bloß in Italien, in Spanien und England ist es mir passiert (und kann dort jedem täglich passieren), dass man die einfache Manipulation des Abklatschens nicht kannte und fast wie ein Wunder anstaunte, sondern auch bei uns in Deutschland ist sie noch lange nicht bekannt genug und wird daher noch viel zu selten angewendet.


  1. Siehe den Anhang III.
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Emil Hübner: Über mechanische Copieen von Inschriften. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1881, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:H%C3%BCbner_%C3%9Cber_mechanische_Copieen_von_Inschriften.djvu/09&oldid=- (Version vom 1.8.2018)