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Kegelmaier hatte sich zum Kandidaten gemacht und blieb es auch. Da ihm vorerst die Unterstützung der Deutschen Partei fehlte, wandte er sich der im Werden begriffenen Bauernbundsbewegung zu, wurde als Vorstand der ersten württembergischen Industrie- und Handelsstadt Bauernbundskandidat.

Mit aller Energie traten wir in diesen Wahlkampf ein und unsere Mühe fand den schönsten Lohn. Das Resultat der Hauptwahl war: Stichwahl zwischen uns und dem Bauernbündler. Der Volksparteiler war auf der Strecke geblieben. Unsere Stimmenzahl betrug 6009, diejenige der Volkspartei 5083. Wir hatten also die Partei, die bisher das Mandat im Besitz hatte, um nahezu 1000 Stimmen überholt, ja in der Stadt hatten wir mit 1973 Stimmen die relative Mehrheit.

In der Stichwahl war schwerlich Aussicht auf Erfolg für uns.

Das Zentrum gab mit rund 3000 Stimmen den Ausschlag und Kegelmaier hatte die von der schwarzen Gesellschaft aufgestellten Bedingungen für Stichwahlhilfe anstandslos unterzeichnet.

Auch die Deutsche Partei, die bei der Hauptwahl sich ziemlich passiv verhielt, wurde von Kegelmaier in den Stichwahlkampf gepeitscht dadurch, daß er sie für die etwaige Wahl des Sozialdemokraten verantwortlich machte.

Die Volkspartei, die seit einer Reihe von Wahlen lediglich unserer Hilfe das Mandat zu verdanken hatte, brachte es mit Ach und Krach zu einem lendenlahmen Aufruf, in der Stichwahl für unseren Kandidaten zu stimmen, der auch

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Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)