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trad. pop. 10, 2 (Mittwoch, Freitag, Sonntag); Etnograf. Obozr. 45, 171 nr. 1 (drei Männer). Mitteil. z. Zigeunerkunde 2, 99. Mingrelisch Sbornik Kavkaz. 24, 2, 8 (drei Engel). Gagausisch Radloff 10, 33 nr. 21. Altägyptisch Maspéro ² p. 20. 230 = Wiedemann S. 67. 79 (die sieben Hathoren).

Die Spindel ist ein wesentliches Kennzeichen der weisen Frauen (J. Grimm, Myth. ³ S. 390) und Hexen (Zs. f. Volksk. 15, 150); von ihrer Gefährlichkeit redet ein Narr in Kellers Fastnachtspielen 1, 267,11; ‘Ich wil hie frauen huld erwerben, Und solt ich … Den hals uber ein spindel abfallen’. Daß ihr Stich in einen Zauberschlaf versenkt, vergleicht sie den im Sneewittchen (nr. 53) und in der Rabe (nr. 93) vorkommenden Schlafnadeln und dem Schlafdorn, mit dem Odin die Walküre Brynhild trifft (Grimm, Myth. ³ S. 390. 1155. 3, 119. 353. Maurer S. 286. Gering, Edda S. 212¹. F. Vogt 1896 S. 228¹). – Eine Dornenhecke umgibt auch den Berg, auf dem im Seifrid de Ardemont Albrechts von Scharfenberg (ed. Panzer 1902 S. 123, vgl. S. LXVIII) Mundirosa mit Rittern und Frauen weilt, und im Liederbuch der Hätzlerin S. 153, 75 ed. Haltaus wird ein Schloß Ymmer beschrieben, ‘darumb ain schön gewymmer | gewachsen ist zu ainem hag, | das darein nyemant komen mag | dann vorn zu dem hag hinein’. Dagegen ist der Sitz der Sigrdrîfa, Brynhild, Menglöð, Gerð von einem Flammenwall, einer wabernden Lohe (Grimm, Myth. ³ S. 395. Vogt S. 208) geschützt; und im französischen Roman de Floriant et de Florete (ed. Michel 1873. Martin, Anz. f. dtsch. Altert. 18, 258) wird der Held durch einen weißen Hirsch auf den feuerspeienden Berg Mongibel (Ätna) gelockt, wo er die Fee Morgain, König Arturs Schwester, auf einem Ruhebett findet. In der Völsunga-Sage c. 24 zeigt Sigurds Falke dem Helden den Weg zu Brynhild, wie der Vogel im Perceforest und im katalanischen Gedicht; vgl. auch Uhland, Schriften 4, 59.

Der Zauberschlaf, in welchem der Jüngling die Heldin antrifft, ist bisweilen durch einen eifersüchtigen Zauberer bewirkt, dessen Werbung sie zurückgewiesen hat: arabisch in 1001 Nacht Chauvin 7, 71 nr. 348B ‘Saïf al mouloûk’; indisch in Revue des trad. pop. 4, 532 ‘Lalpari et Kevrapari’ (Jüngling in eine Fliege verwandelt entgeht dem Riesen) und 4, 534 ‘Rani Jajhani’ (Jüngling in einen Papagei verwandelt) mit Anm. (ein malaiisches Gedicht Bidasari, übersetzt von Louis de Backer, Paris 1875). Ein Jüngling

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_440.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)