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Ein überraschendes Seitenstück, ja ein Vorbild dieses Tiermärchens glaubt Grisebach (Die Wanderung der Novelle von der treulosen Witwe durch die Weltliteratur 1886 S. 128) in der Matrone von Ephesus des Petronius gefunden zu haben; näher liegt jedoch der Hinweis auf den französischen Roman de Renart (ed. Martin 1882–87. Sudre, Les sources du roman de Renart 1892 p. 253. 280). Hier kehrt in der Branche 1b ‘Renart teinturier’ der vom Kater totgesagte Fuchs, der in der Kufe eines Färbers gelb und unkenntlich geworden ist, als Spielmann gekleidet in sein Haus zurück, wo eben Frau Hermeline mit einem neuen Gemahl Poncet Hochzeit feiern will. Listig lockt er den Bräutigam in eine Falle, in der ihn Hunde finden und zerreissen, und stößt seine Frau aus dem Hause; aber ein Pilger bringt die Versöhnung der Gatten zustande. Daß sich Renart totstellt, kommt an einer andern Stelle vor. J. Grimm (Reinhart Fuchs 1834 S. CCXVI) betont den klaren Zusammenhang des Märchens mit dem französischen Epos, zugleich aber die Unabhängigkeit von dessen Auffassung und hält die Grundlage des Märchens für älter und einfacher.


39. Die Wichtelmänner. 1856 S. 67.

1812 nr. 39, 1 ‘Von dem Schuster, dem sie die Arbeit gemacht’. 39, 2 ‘Von einem Dienstmädchen, das Gevatter bei ihnen gestanden’. 39, 3 ‘Von einer Frau, der sie das Kind vertauscht haben’. Alle drei von Dortchen Wild in Kassel.

Zu vergleichen sind die Sagen von dem stillen Volk, den wohlwollenden Zwergen und gut gesinnten Kobolden im ersten Band von J. und W. Grimms deutschen Sagen nr. 30–37. 72–79. J. Grimm, Mythologie ³ S. 428. Irische Elfenmärchen 1826, Einleitung. Lyncker, Sagen in hessischen Gauen 1860 nr. 65–87.

1. Es ist ein eigener Zug, daß die kleinen Geister, wenn sie Kleider erhalten haben, verschwinden. Ein Seemännlein will keine haben und verschwindet, als es sie erhält (Mones Anzeiger 1837, 175. Baader 1851 nr. 99), ebenso ein Erdmännlein bei Baader 1859 nr. 16 und 93. Ein Fenggamäntschi erhält ein rotes Röcklein, freut sich darüber und verschwindet (Vonbun, Sagen Vorarlbergs nr. 11. 12. 16. 17), ein Nörglein in der Tiroler Sage bei Zingerle ²

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_364.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)