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ein Hirt sein Horn an den Hollunderbaum hängt, unter dem der Erschlagene begraben liegt, und wie das Horn von selber anhebt zu blasen:

Tut, tut, tut,
Als mein Bruder mich begrub
Wohl unter dem Hollunderbaum,
Das Häslein war mein,
Das gab mir St. Petrus ganz allein.

Friesisch bei Dykstra 2, 98 ‘Twee zusters’, wo die eine Schwester die andre in ein frisches Grab stößt und Erde darauf schüttet, der Totengräber aber und der Bruder den Ruf der Halberstickten vernehmen. – Im vlämischen Märchen bei Joos 2, 15 nr. 3 ‘Van eene koningsdochter’ schnitzt ein Hirt eine Flöte aus dem Brustknochen der erschlagenen Königstochter, die Magdalenenblumen für ihre kranke Mutter geholt hatte. In den andern vlämischen Fassungen aber geht die Aufdeckung des Mordes, den der Knabe um eines Apfels, Körbchens oder Kreuzchens willen an der Schwester verübt hat, von einer Blume aus, die am Tatorte entsprießt, von einem Vorübergehenden gepflückt wird und nun zu singen beginnt:

Ach koopman lief, ach koopman lief,
Mijn broeder heeft mij vermoord
Al om mijn gouden korfken,
En daarom ben ik dood.

Gittée, Nederlandsch Museum 1888, 307 = A. de Cock, Rond den heerd S. 49 nr. 6 ‘Janneken en Mieken’. Ebenso Teirlinck, Contes flamands p. 37 ‘Janneken en Mieken’. Joos 1, 107 nr. 65 ‘Van Mieken en Janneken’. Volkskunde 1, 176. De Mont & de Cock, Wondersprookjes S. 195 ‘Het fleschje van Victoria’. Cornelissen-Vervliet 1900 nr. 4 ‘Van’t kruisken van Cecilia’ (= Revue des trad. pop. 7, 223) und nr. 29 ‘De zingende bloem’. Bulletin de folklore 2, 221 ‘Mieke en Janneke’; 2, 246 ‘Broeder en zuster’, ‘Het kruisje van Cecilia’; 2, 247 ‘Het korfje van Cecilia’ und ‘Het paarlemoeren kussentje rood’ (die eingescharrte Königstochter wird wieder lebendig). Desrousseaux, Moeurs pop. de la Flandre française 2, 312 ‘La rose paternelle’.

Im wallonischen Märchen bei Monseur, Bull. de folklore 1, 40 ‘La rose de Ste. Ernelle’ singt die aus dem Rosenzweige geschnittene Flöte:

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_263.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)