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Zbirnyk 13, 16 nr. 229 erwidert der am Weihnachtsabende zum Feuer im Walde gehende Arme den zwölf Monaten auf ihre Frage, jeder Monat tue mit Recht seine Pflicht nach Gottes Willen; während seine Kohlen zu Dukaten werden, verzehren die, welche sein reicher Bruder holt, dessen ganzen Hof. Ebd. 13, 18 nr. 230 sitzen drei Greise, Gott, Petrus und der Frost, ums Feuer; ebd. 13, 16 nr. 228 Gott und Petrus; ebd. 13, 15 nr. 227 böse Geister. Ebd. 13, 169 nr. 351 helfen drei ums Feuer sitzende Greise dem armen Bauern die Befehle des grausamen Herren vollführen, einen lebenden Bären fangen und den Vater im Jenseits aufsuchen. In weißrussischen Varianten aus dem Gouv. Mogilev bei Romanov 4, 38 nr. 28 und aus dem Gouv. Smolensk bei Dobrovolskij 1, 635 nr. 2 sitzt nur ein uralter Greis am Feuer; in der serbischen bei Kordunaš 4, 7 nr. 3 sind die zwölf Männer am goldenen Tische die Apostel; aus den Kohlen des reichen Bruders springen vier Schlangen auf dessen hartherzige Frau. Der böse Bruder und dessen Bestrafung fehlen in einem polnischen Märchen aus Galizien (Zbiór 16, 3, 8 nr. 11), wo der Bauer die am Feuer sitzenden Planetengeister bittet, sein Dorf mit Hagel zu verschonen, in einem slovakischen (Němcová 1, 22. Škultety-Dobšinský¹ S. 142 = ²S. 287 = Dobšinský, Prostonár. slov. pov. 5, 3), wo der Gatte der entflohenen Schwanjungfrau den König der Zeit um Rat fragt, dessen zwölf Diener ums Feuer herum sitzen, und in einem serbischen aus der Herzegowina (Bos. Vila 13, 325), wo der im Schneegestöber verirrte Wandrer von drei Männern ins Zelt aufgenommen wird, aber als er auf das Wetter schilt, sich plötzlich allein findet.[1]

Die Strafe, in einem mit Nägeln ausgeschlagenen Faß gerollt zu werden, kommt in alten Liedern öfter vor. Von Gerhard van Velsen, der den Grafen Florens V. von Holland ermordet hatte, berichtet eine Ballade (bei Hoffmann v. F., Niederländische Volkslieder 1856 nr. 3), daß er drei Tage lang in einem solchen Faß gerollt ward:

Si deden een vat vol spikers slaen.
Daer moest hi selve in gliden.
Si rolden hem drie daghen lanc,
Drie daghen voor den noene.


  1. In einer Sage aus Ostböhmen (Hošek S. 86 nr. 43) gewahren Waldarbeiter jeden Mittwoch und Freitag auf einem Hügel ein Feuer. Einer geht hin, sieht drei Männer in langen Röcken ums Feuer laufen und unverständliche Worte murmeln und läuft entsetzt heim.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_108.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)