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kommen, der Bruder als Ziegenbock, an einen fürstlichen Hof. Die frühere Geliebte des Fürsten stößt seine Braut ins Meer und will den Bock schlachten lassen. Als der Fürst die Klagen der Geschwister hört, fliegt die falsche Braut als Drache davon. Der Bruder wird durch dasselbe Wasser, das ihn verwandelt hatte, wieder entzaubert. – In einer weißrussischen Erzählung aus dem Gouv. Mogilew bei Romanov 3, 265 nr. 47a (C¹ D³ F¹) verirren sich Geschwister im Walde in die Behausung eines Drachen und schieben diesen in den Backofen, aber der Knabe leckt vom Drachenfett und wird zu einem Lamme. Die Schwester wird im Badehaus von einer Schlange ertränkt, die sich in ihre Kleider hüllt und das Lamm schlachten will; der Kutscher belauscht das Gespräch der Geschwister. Bei Romanov nr. 47b kehrt die aus Ciszewski und Dragomanov bekannte Einleitung wieder; der Herr hält die nachts wiederkehrende Tote an den Haaren fest und bekreuzt sie. Aus dem Gouv. Wiłna bei Karłowicz nr. 17 (C¹ D³ F². Öchslein und Fischweib. Der Prinz hört den Gesang des spinnenden Mädchens; die Hebamme und ihre Tochter werden von eisernen Eggen zerrissen). Aus dem Gouv. Grodno bei Federowski 2, 192 nr. 165 (C¹ D³ F². Die Verfolgungen gehen von der Stiefmutter aus; das Häschen trägt das Kind zur verzauberten Schwester, der ihr Gatte eine Priesterstola überwirft, ohne der verschiedenen Verwandlungen zu achten). – Litauisch aus dem Gouv. Kowno in Dowojna Sylwestrowicz 1, 43 (C¹ D²˙³ F¹): Keine Stiefmutter; der Bruder wird zum Schaf, weil er aus der Fußspur eines Schafes trinkt; eine Hexe verwandelt die Fürstin, der sie einen Frosch in die Kehle steckt, in einen Hecht, den der Fürst wie bei Afanasjev 146b im Netze fängt; als er den Frosch herauszieht, steht seine rechte Frau vor ihm. – Estnisch bei Dähnhardt 3, 460 (die dritte Wasserlache verwandelt den Bruder in eine Gemse; die Fortsetzung fehlt). – Finnisch in Aarnes Register nr. 450. Die Fassung bei Salmelainen 1, nr. 7, 1 = Schreck S. 63 ‘Die wunderbare Birke’ = Hertzberg S. 79 knüpft an das Märchen von Aschenputtel (unten nr. 21) die Verwandlung der jungen Königin in eine Renntierkuh; auf den Rat einer weisen Frau lockt der König diese zum Säugen des Kindes herbei und verbrennt die abgelegte Tierhaut. Der Bruder fehlt völlig. – Ungarisch bei Erdélvi 3, nr. 9 = Jones-Kropf p. 220 nr. 41 ‘The two orphans’ (C¹ D²˙³˙⁵ F¹), wo die verwaisten Geschwister in die Welt ziehen und die vierte Wasserlache den Bruder in ein Reh

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_093.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)